Auch wenn Kurt Steinwendner Ende der 40er-Jahre mit spätkubistischen Gemälden und Objekten an die Öffentlichkeit trat, ist der 1920 in Wien Geborene zuerst als Filmemacher bekannt geworden. Bereits sein Debüt hinter der Kamera, die von Licht und Geometrie dominierten Assoziationen zu Poes Gedicht Der Rabe (1951), erlangte bald den Status eines Avantgardeklassikers des heimischen Nachkriegskinos.

Die elitäre Nischenexistenz war ihm aber nicht genug. Noch im selben Jahr suchte er fünf „typische“ Wiener Mädchen, fand etwa Edith Klinger und sorgte mit Wienerinnen – Schrei nach Liebe für Kontroversen. „Bitterer Ziegel!“, ätzten Rezensenten in Anlehnung an den Klassiker des italienischen Neoverismo, auf dessen Stilmittel der Vorstadt-Episodenreigen zurückgreift.

Heute, nach seiner Wiederentdeckung 1989, kündet der Film von Chancen, die das heimische Kino damals leider nicht genützt hat. Ähnliche Wehmut evoziert auch die „Brutalität“ Flucht ins Schilf (1952): So viel Geschick im Umgang mit spezifischen Gegebenheiten hiesiger Landschaft ist bis heute Ausnahme geblieben. Nach weiteren Kurz- und Zeichentrickfilmen wandte sich Steinwendner wieder dem bildenden Fach zu. Die Abkehr manifestierte er 1963 mit Auf der Suche nach einer neuen Humanitas, einer Filmdokumentation seiner Objektkunst. 1971 feierte er bei der Biennale in Venedig einen seiner größten Triumphe.

(Claus Philipp, Kulturressortleiter, 1992 in einem Nachruf im Standard)