Merkzettel für Männer:

Was Frauen wollen ...

  • Das Handy, mit dem man nur telefonieren kann
  • Die mitdenkende Parklücke
  • Die Fernbedienung mit den lesbaren Tastenaufdrucken
  • Bedienungs- anleitungen, die von Frauen verfasst wurden

    ... und was nicht:

  • Das Handy mit dem Schminkspiegel
  • Den Werkzeugkasten im Plüsch-Outfit
  • Den pinkrosa Beinhaarrasierer
  • Elektronikgeräte mit der Vorsilbe "Lady"
  • Foto: DerStandard
    Der Wasserhahn unserer Abwasch am Land, fünfzehn Jahre war er ein Fall für die männliche Familien-Intelligenz. Mein Vater hätte sie falsch an den Durchlauferhitzer angeschlossen, behauptete - er selbst. Ganz falsch, ganz anders, so mein Bruder. Der Hahn sei richtig angeschlossen, der Durchlauferhitzer hänge verkehrt an der Wand. Keineswegs, so die Lehrmeinung meines anderen Bruders: Unabhängig von den Begrifflichkeiten falsch oder richtig, verkehrt oder nicht verkehrt - im Gerät befände sich Rost, und das wäre das Problem. Das Problem. Was war denn überhaupt das Symptom? Der Hahn tropfte. Wenn man ihn voll aufdrehte. Mehr hatte er nicht drauf, als ein jämmerliches Tropfen. Wo andere Hähne flossen wie Ganges und Nil, Amazonas und Mississippi, da tropfte unser Hahn. Tröpfelte. Tröpfelte, wenn man ihn voll aufdrehte. Fünfzehn Jahre lang. 400 Euro für die Stemmarbeiten, prognostizierte der Dorfinstallateur. Mindestens. Es war ein Jammer. Und wenn es, da es ja schon ein Jammer sei, was ganz anderes wäre, fragte meine Mutter? Da kennst du dich nicht aus, sagte mein Bruder. Und wenn man das Teil aufschraubte, fragte ich? Da kennst du dich nicht aus, das andere Geschwisterkind. Fünfzehn Jahre ging das so.

    "Einen, der funktioniert. Pronto."

    Am ersten Tag nach dem fünfzehnten Jahr habe ich den Franzosen genommen, den tröpfelnden Nil abgeschraubt und bin damit zum Baumarkt gefahren. "Hier, der Hahn, das Ding. Geben Sie mir einen, der funktioniert. Farbe egal, Aussehen egal, Fabrikat egal. Einen, der funktioniert. Pronto." Fünfzehn Sekunden dauerte das. Fünfzehn Minuten mit dem Auto nach Hause, fünfzehn Sekunden, um das Gewinde des neuen Hahns mit Hanf zu umwickeln und mit dem Franzosen dranzuschrauben. Jetzt passt er. Tropft nicht, sondern fließt. Volle Kanne. Macht das, was Hähne tun sollen.

    hinig

    Und so wie mit dem hinigen Hahn ist das bisweilen auch mit anderen Dingen aus der Männerwelt. Sie funktionieren nicht. Nicht wie sie sollen und nicht wenn sie sollen. DVD-Recorder spinnen, Laptops husten, E-Mailprogramme haben ihre Tage und Waschmaschinen Migräne. Dann wird nach dem Mann gerufen und nach seiner Zange, seinem Kontrollblock, dem Reparaturprogramm, dem Diagnosestift. Und dann wird gebastelt und gedeutet, geschraubt und erklärt. Was es sein könnte und was nicht, was eher, und wenn, dann warum.

    Name of the Game

    Technischer Diskurs hat stets etwas von Fußballverstehen. Frauen wird durchaus zugestanden, sich mit Analytischem einzubringen. Voraussetzung, es stellt das System nicht in Frage. Die technische Männerwelt. "Wieso bauen die keine Autos, die keinen Ölwechsel brauchen", "Wieso keine Programme ohne Bugs", "Wieso nicht Bedienungsanleitungen, die man verstehen kann". Wieso, wieso, wieso. Solche Fragen können nur Frauen stellen. Heißt es dann. Wieso stellen Männer diese Fragen nicht? Lieben sie das Wälzen von Bedienschwarten? Durchforsten gern Menü-Dickichte? Gewiss nicht. Aber sie stellen diese Dinge nicht in Frage. Nicht, wenn sie ein richtiger Mann sind. Ein Analysekerl, ein Reparaturheld, ein Problem-Achill.

    Kamm

    Ich schere die Geschlechter gerade über einen Kamm. Ich teile in Blau und Rosa. So ungerecht dies auch ist, so unrichtig und oberflächlich, es ist genau das, was die Industrie tut: Sie verkauft uns Gender-Tools - das strassbestickte Handy mit Schminkspiegel und Menstruationskalender. Den Lady-Tool-Werkzeugkasten im fliederfarbenen Plüsch-Outfit. Und fürs Bad den rosa Ladyshave, vorparfümiert und blümchenbedruckt. Was soll das? Haare an Beinen lassen sich nur mit einem Gerät schmerzlos und schnell entfernen: einer haarscharfen Klinge. Farbe egal, Fabrikat egal, Blümchen machen das Ding nur pipsi. Haarscharf soll es sein und verlässlich. Funktionieren muss das Ding. Hoppla! Ist das nicht ein männlicher Wunsch? Keineswegs.

    Tropfsteinhöhle der Geschlechterressentiments

    Aber in der Tropfsteinhöhle der Geschlechterressentiments gilt Technik ganz gegen jede empirische Realität als Männerdomäne. Das soll sich jetzt ändern. Wenn es nach einer neuen Studie geht, die das Unwohlsein der Frauen mit der großen weiten Welt der Verbraucherelektronik thematisiert.

    Was Benutzerstrategien, Design und Präsentation von technischen Geräten betrifft, haben Frauen seltsame Ansprüche: Es muss nicht rosa sein, das Ding, aber funktionieren. Und zwar vom ersten Auspacken bis in alle Ewigkeit. Und zwar pronto. (Andrea Maria Dusl, DER STANDARD, rondo 28.09.2007)