"Einen, der funktioniert. Pronto."
Am ersten Tag nach dem fünfzehnten Jahr habe ich den Franzosen genommen, den tröpfelnden Nil abgeschraubt und bin damit zum Baumarkt gefahren. "Hier, der Hahn, das Ding. Geben Sie mir einen, der funktioniert. Farbe egal, Aussehen egal, Fabrikat egal. Einen, der funktioniert. Pronto." Fünfzehn Sekunden dauerte das. Fünfzehn Minuten mit dem Auto nach Hause, fünfzehn Sekunden, um das Gewinde des neuen Hahns mit Hanf zu umwickeln und mit dem Franzosen dranzuschrauben. Jetzt passt er. Tropft nicht, sondern fließt. Volle Kanne. Macht das, was Hähne tun sollen.
hinig
Und so wie mit dem hinigen Hahn ist das bisweilen auch mit anderen Dingen aus der Männerwelt. Sie funktionieren nicht. Nicht wie sie sollen und nicht wenn sie sollen. DVD-Recorder spinnen, Laptops husten, E-Mailprogramme haben ihre Tage und Waschmaschinen Migräne. Dann wird nach dem Mann gerufen und nach seiner Zange, seinem Kontrollblock, dem Reparaturprogramm, dem Diagnosestift. Und dann wird gebastelt und gedeutet, geschraubt und erklärt. Was es sein könnte und was nicht, was eher, und wenn, dann warum.
Name of the Game
Technischer Diskurs hat stets etwas von Fußballverstehen. Frauen wird durchaus zugestanden, sich mit Analytischem einzubringen. Voraussetzung, es stellt das System nicht in Frage. Die technische Männerwelt. "Wieso bauen die keine Autos, die keinen Ölwechsel brauchen", "Wieso keine Programme ohne Bugs", "Wieso nicht Bedienungsanleitungen, die man verstehen kann". Wieso, wieso, wieso. Solche Fragen können nur Frauen stellen. Heißt es dann. Wieso stellen Männer diese Fragen nicht? Lieben sie das Wälzen von Bedienschwarten? Durchforsten gern Menü-Dickichte? Gewiss nicht. Aber sie stellen diese Dinge nicht in Frage. Nicht, wenn sie ein richtiger Mann sind. Ein Analysekerl, ein Reparaturheld, ein Problem-Achill.
Kamm
Ich schere die Geschlechter gerade über einen Kamm. Ich teile in Blau und Rosa. So ungerecht dies auch ist, so unrichtig und oberflächlich, es ist genau das, was die Industrie tut: Sie verkauft uns Gender-Tools - das strassbestickte Handy mit Schminkspiegel und Menstruationskalender. Den Lady-Tool-Werkzeugkasten im fliederfarbenen Plüsch-Outfit. Und fürs Bad den rosa Ladyshave, vorparfümiert und blümchenbedruckt. Was soll das? Haare an Beinen lassen sich nur mit einem Gerät schmerzlos und schnell entfernen: einer haarscharfen Klinge. Farbe egal, Fabrikat egal, Blümchen machen das Ding nur pipsi. Haarscharf soll es sein und verlässlich. Funktionieren muss das Ding. Hoppla! Ist das nicht ein männlicher Wunsch? Keineswegs.
Tropfsteinhöhle der Geschlechterressentiments
Aber in der Tropfsteinhöhle der Geschlechterressentiments gilt Technik ganz gegen jede empirische Realität als Männerdomäne. Das soll sich jetzt ändern. Wenn es nach einer neuen Studie geht, die das Unwohlsein der Frauen mit der großen weiten Welt der Verbraucherelektronik thematisiert.