Samstagvormittag ist Talentetag auf oe1.orf.at . Dann stellt Matthias Osiecki, der Erfinder der Talentebörse, wieder ein Porträt eines Nachwuchskünstlers online.

„Wichtig ist, dass die Talente nicht von mir ausgesucht, sondern von einer der acht Kunst-Unis in Österreich vorgeschlagen werden.“ Damit ist auch die Objektivität gewährleistet. „Sinn der Talentebörse ist es, jungen Menschen ein Podium zu bieten“ und deren Biografien und Tätigkeiten ausführlich vorzustellen. Die einzige Einschränkung: Die Künstler aller Kunstrichtungen, seien es Musiker, Schauspieler oder Designer, müssen noch Studierende oder am Fertigwerden sein. Mehr als 130 Porträts wurden bereits veröffentlicht.

Ausnahmen im Erscheinungsdatum macht Osiecki nur der Aktualität wegen, wenn eine Ausstellung oder ein Auftritt bevorstehen. Eine Ausstellung in der Kunsthalle Krems für sich allein hat die Linzer Interface Cultures und Medientheorie-Studentin Taife Smetschka der Talentebörse zu verdanken. Eine Jury hatte sich für ihre Arbeiten entschieden und diese von 11. August bis 2. September anlässlich der 40-Jahr-Feier von Ö1 in Krems einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Smetschka konnte ihr Glück kaum fassen, wie sie im Ö1-Magazin „Schon gehört?“ sagte.

Keine Gießkanne

Unfair anderen Künstlern gegenüber findet Osiecki die Auswahl einzelner Künstler in der Börse nicht: „Es ist nun einmal so, dass 10.000 Kunst studieren, und prinzipiell haben alle die Chance. Es heißt auch nicht, dass man nicht drankommt.“ Er sei gegen das „Gießkannenprinzip“, denn „ein Zuckerl pro forma für jeden bringt keinem was“.

Ein Einzelner hingegen könne wirklich davon profitieren. Der Komponist Matthias Kranebitter wurde aufgrund der Talentebörse zu einem Vortrag nach Deutschland eingeladen, auf den ostdeutschen Schauspielstudenten an der Grazer Kunst-Uni Matthias Lier wurde eine Agentur aufmerksam, um nur zwei Profiteure zu nennen.

Durch das Internet steht dem Entdecktwerden im Ausland nichts im Weg, manche Talente werden auch laufend in Ö1-Sendungen eingeladen. Neben der Öffentlichkeit hat die Talentebörse für so manchen Künstler, der nicht zwingendermaßen auch jung sein muss, noch einen anderen positiven Aspekt: Sie lernen den Umgang mit Medien, was bei kaum einer Kunsthochschule im Vorlesungsverzeichnis steht. „Für manche ist das Interview das erste Mal, bei dem sie in ein Mikro sprechen, sie wissen auch nicht wie ein Interview geführt wird.“ Osiecki schildert ein „rührendes Erlebnis“: „Ein junger Mann hat gezittert wie Espenlaub“, erzählt er. Doch das gehöre dazu, die angehenden Kunst-Uni-Absolventen „müssen sich vermarkten können“.

„Die Talentebörse ist nicht limitiert, sie ist Auftakt zu mehr“, verweist Osiecki auf eine rosige Zukunft des Projektes, das „ein Stück Herzblut“ von ihm ist. „Die Börse ist ein Kind, bei dem ich das Gefühl habe, dass ich etwas bewegen kann und den jungen Menschen, die unter einem enormen Konkurrenzdruck stehen, helfen kann.“ Der Druck für ihn lässt am Samstag wohl nach, wenn ein neues Porträt online geht. (Marijana Miljkoviæ/DER STANDARD, Printausgabe, 2.10.2007)

Diese _Arbeit von Smetschka zeigte die Kunsthalle Krems. Die Künstlerin ist eine von 130 in der Ö1-Talentebörse Porträtierten. Fotos: Smetschka, Hummel Von Ö1 zur eigenen Aus_stellung: Taife Smetschka.