Wien – Die neue Lehrlingsförderung ist unter Dach und Fach, nachdem sich die Sozialpartner auf ein neues Modell geeinigt haben. Kern des Paktes, der 240 Mio. Euro schwer ist und am heutigen Dienstag gemeinsam mit den Regierungsspitzen präsentiert wird: Der Blum-Bonus weicht einem Fonds, der auf die Qualität der Ausbildung in den Betrieben abstellt; die Lehrlingsprämie von 1000 Euro macht einer berufsbezogenen Hilfe Platz.

Letztere spiegelt die von Wifo und anderen Experten geforderte Zukunftsorientierung der Unterstützung wieder und richtet sich nach der Lehrlingsentschädigung, wird also nicht mehr pauschal ausbezahlt. Zudem sinkt die Förderung mit der Dauer der Ausbildung. Im ersten Jahr erhält der Betrieb das dreifache Monatsverdienst eines Lehrlings, im zweiten Jahr die zweifache und im dritten und vierten Jahr eine Entschädigung.

Ein Beispiel: Ein Frisör-Lehrling erhält im ersten Lehrjahr 306 Euro, die dann in der vierten Ausbildungsperiode auf 630 Euro steigen. Ein Dreher beginnt mit 445 Euro im Monat und schließt die Lehre mit 1075 Euro ab. Diese adaptierte Basisförderung soll unter dem Strich nicht mehr kosten als bisher.

Anders sieht das beim Zukunftsfonds aus, der Betriebe nach mehreren Qualitätskriterien unterstützen soll. Hier soll es zusätzliche Einnahmen aus der Arbeitslosenversicherung geben, über die auf politischer Ebene aber bis zuletzt gerungen wurde. Fix ist lediglich die Ausgabenseite:_Muss noch bis Jahresende für die Inanspruchnahme des Blum-Bonus die Zusätzlichkeit der Lehrstelle nachgewiesen werden (was in der Praxis schwerfällt), können künftig „alle Betriebe Unterstützung einfordern, wenn sie gut ausbilden“, sagt ein Verhandler.

Ebenfalls im Lehrlingspaket finden sich zwei schon bekannte Punkte: Der Kündigungsschutz wird gelockert, künftig kann das Lehrlingsverhältnis nach einem Schlichtungsversuch (Mediation) einmal im Jahr gelöst werden. Die Berufsmatura – ein vereinfachter Abschluss für Gesellen – soll forciert werden, die Absolventen erhalten vollen Hochschulzugang.

Ostöffnung light

Während die neue Lehrlingsförderung bereits seit Tagen steht, wurde bis zuletzt über die Öffnung des Arbeitsmarktes gestritten. Die von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein angekündigte komplette Freigabe des Arbeitsmarktes für Fachkräfte im Jahr 2009 ist gestorben. Vielmehr soll das Arbeitsmarktservice beschränkte Kontingente freigeben: Nur wenn weniger als 1,5 Jobsuchende auf eine offene Stelle entfallen, dürfen Osteuropäer zum Zug kommen. (Andreas Schnauder, DER STANDARD Printausgabe 02.10.2007)