Michael Flock profitierte vom Programm "Habilitierte Frauen in die Technik."

Foto: DER STANDARD/TU Graz
Als sich Michaela Flock vor 25 Jahren für das Studium der Technischen Chemie an der Grazer TU entschied, war das Entsetzen der Verwandtschaft beträchtlich: Dass sich eine junge Frau ausgerechnet für dieses "Männerfach" begeistert, wollte keinem so recht in den Kopf.

Dieser Umstand bestärkte die 18-Jährige - wie in diesem Alter üblich - in ihrem Entschluss durchaus. Aber das war natürlich nicht der einzige Grund für die Studienwahl: "Ich hab bereits im Biologieunterricht gemerkt, dass mich jene Disziplinen am meisten anziehen, in denen es noch etwas zu entdecken gibt, wo noch nicht alles zum auswendig Lernen in den Büchern steht", so Flock.

Und weil ihr die Neugierde auch an der Universität nicht ausgetrieben wurde, fiel bald die Entscheidung für eine wissenschaftliche Karriere - also eine beruflich eher ungesicherte Existenz. Dass sich die heutige Grundlagenforscherin mit Schwerpunkt Computerchemie damals überhaupt in das Studium von virtuellen Molekülen, deren Eigenschaften und Reaktionen vertiefen konnte, war letztlich nur durch eine Reihe von FWF-Projektarbeiten und Stipendien möglich.

Ein Jahr verbrachte sie über ein Schrödinger Postdoc Stipendium an der Université de Montréal in Kanada, drei Jahre als Postdoc in Leuven/Belgien, weitere drei Jahre sorgte ein vom Wissenschaftsministerium finanziertes Hertha-Firnberg Stipendium für befristete Sicherheit am Institut für Anorganische Chemie an der TU Graz und zum Schluss ein ebenfalls vom Wissenschaftsfonds finanziertes "Selbstantragsteller-Projekt".

Wie die Mutter so die Tochter

Auf allen Stationen ihrer wissenschaftlichen Wanderjahre hatte die allein erziehende Forscherin ihre (mittlerweile 24jährige) Tochter Teresa dabei, auf die sich die mütterliche Leidenschaft für die Chemie offenbar übertragen hat. "Mein Beispiel war anscheinend nicht abschreckend genug, um sie von einem Chemie-Studium abzuhalten", lacht Michaela Flock.

Die Gefahr, nach Auslaufen ihres aktuellen FWF-Projekts auf der Straße zu stehen, war bis vor kurzem sehr real. In dieser prekären Situation kam die neue Initiative der Grazer TU "Habilitierte Frauen in die Technik" (HIT) gerade zum rechten Zeitpunkt. Das Programm bietet herausragenden Nachwuchsforscherinnen gesicherte Stellen und damit die nötige Basis für eine wissenschaftliche Karriere. Angesichts von 104 Professuren, von denen nur vier mit Frauen besetzt sind, scheint das eine ausgesprochen sinnvolle Initiative, um mittel- und langfristig auch an den technischen Universitäten die viel beschworene Chancengleichheit der Geschlechter zu erreichen.

"Diese auf sechs Jahre befristete HIT-Stelle ist mein bislang längster Arbeitsvertrag", freut sich die Chemikerin. Denn: "Für mich bedeutet das eine enorme Erleichterung, da ich endlich längerfristig planen kann und nicht immer das Damoklesschwert einer völlig ungewissen wissenschaftlichen Zukunft über mir schwebt".

Für viele junge Studentinnen an Technischen Universitäten sei es heute gar nicht mehr so leicht nachvollziehbar, warum es solche speziellen Frauenförderprogramme überhaupt gibt: "Immerhin haben wir in der Chemie mittlerweile einen Frauenanteil von 50 Prozent - allerdings nur beim Studium. Die Hindernisse zeigen sich erst später, wenn es um die Jobs geht!" (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Printausgabe, 3.10.2007)