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"Terrorismus kennt keine Grenzen", warnt US-Botschafterin Susan McCaw. Vor allem im Internet. Die EU will die Kommunikation von radikalen Gruppierungen unterbinden

Foto: AP/Zak
Wien - Zwei Tage nach dem gescheiterten Versuch eines offenbar psychisch kranken Bosniers, mit einem Rucksack voller Sprengstoff und Handgranaten in die US-Botschaft zu gelangen, veröffentlich- te US-Botschafterin Susan McCaw am Mittwoch ein kurzes Statement. "Wir sollten uns allen wieder einmal ins Gedächtnis rufen, dass, egal wo wir leben, sogar in einer so schönen und friedlichen Stadt wie Wien, wir doch immer wachsam sein müssen", erklärte sie. "Terrorismus kennt keine Grenzen", warnte die US-Missionschefin, die nach zweijähriger Amtszeit Österreich Ende 2007 wieder verlassen wird.

Prüfung der Zurechnungsfähigkeit

Asim C. (42), in dessen Unterkunft in Tulln (NÖ) weiterer Plastiksprengstoff sichergestellt worden war, und der von ihm als Auftraggeber beschuldigte Mehmed D. (34) wurden Mittwoch der zuständigen U-Richterin vorgeführt. D. weist alle Vorwürfe zurück. Ob Asim C. zurechnungsfähig ist, müsse noch überprüft werden, sagte Gerhard Jarosch von der Staatsanwaltschaft zum Standard. Wie berichtet, stand der Bosnier in psychiatrischer Behandlung. Die Polizei schließt nicht aus, dass er möglicherweise durch radikale Internetseiten beeinflusst worden sein könnte.

Woher er den Sprengstoff und die Granaten, Kriegsmaterial aus Ex-Jugoslawien, hatte, blieb weiter unklar.

Immer mehr Details werden hingegen zu den am 12. September in Wien verhafteten Islamisten bekannt: Mohammed M. (22), Obmann der radikalen Islamischen Jugend, und seine 20-jährige Gattin stehen im Verdacht, mehr als "nur" Drohbotschaften via Internet verbreitet zu haben. Laut News finden sich in den Abhörprotokollen des Lauschangriffs auch Hinweise darauf, dass M. in die Entführungen der Deutschen Hannelore Khadim im Irak und des BBC-Reporters Alan Johnston in Gaza verwickelt sein könnte. Zudem soll M. versucht haben, eine ägyptische Selbstmordattentäterin zu rekrutieren. Laut Polizei habe M. auch versucht, Waffen und Sprengstoff zu besorgen. Geld dafür soll aus Saudi-Arabien geflossen sein.

Festnahme kurz nach der Heirat

Das frisch verheiratete Paar war festgenommen worden, kurz bevor es auf Hochzeitsreise in den arabischen Raum aufbrechen konnte. Der Zugriff war eigentlich schon einen Tag vorher, am 11. September, geplant, doch die Staatsschützer entschieden schließlich, nicht ausgerechnet am Jahrestag der Al Kaida-Anschläge in den USA zuzuschlagen. Ein dritter festgenommener Mann ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß.

In Zukunft könnten Internetseiten, die Terror unterstützen oder auch zum Beispiel Bombenbauanleitungen beinhalten, gesetzlich gesperrt werden. Justizministerin Maria Berger (SP) unterstützt diesbezügliche Forderungen von EU-Innenkommissar Franco Frattini. (simo, DER STANDARD Printausgabe, 4.10.2007)