Stell dir vor, es ist Grätzellokal-Eröffnung und alle kommen hin. So geschehen am Montag in Simmering, als nicht nur der "Grün.Raum" am Leberberg begründet, sondern auch die Simmeringer Grünen re-launcht wurden. "Alle" waren Bundesparteichef Alexander Van der Bellen, Wiener Landessprecherin Birgit Meinhard-Schiebel und Landesparteichefin Maria Vassilakou, die sich zur Simmeringer Bezirksrätin Anita Kirchner gesellten. Doch woher das Interesse der Partei-Oberen an einem Arbeiterbezirk, der noch dazu traditionell rot regiert wird? Zugeben will es zwar niemand, doch scheint die Kritik des ehemaligen Simmeringer Klubobmanns Patricio Figueroa-Diaz doch etwas bewirkt haben.

Wie berichtet hatte er der Landes- und Bundespartei vorgeworfen, keinen offiziellen Termin im Bezirk wahrgenommen und sich nicht der wirklichen Probleme der Simmeringer angenommen zu haben. "Die Leute hier beschäftigt anderes als Öko-Strom", hatte er sarkastisch gesagt. Anita Kirchner ist die einzige von einst vier Grünen Bezirksräten, die übriggeblieben ist. Die anderen drei hatten sich vor zwei Wochen von der Partei verabschiedet und die Liste Simmering aufgestellt, wodurch auch der Klub der Simmeringer Grünen aufgelöst werden musste.

Neues Konzept

Kirchner vermutet persönliche Gründe für Diaz' Rücktritt. Sie jedenfalls hat ein neues Konzept für die weitere Bezirksarbeit. "Es wird schwierig mit der kleinen Gruppe im großen Bezirk", sagte Meinhard-Schiebel. Doch es gehöre zum Plan, die "Flächenbezirke" zu unterstützen. Soziale Themen würden nicht ignoriert: "Den Leuten ist es egal, ob rot oder grün, Hauptsache, es kümmert sich jemand um die Probleme", ist die Landessprecherin pragmatisch. Für Van der Bellen war es, laut Grünen, die erste Grätzellokal-Eröffnung. (Marijana Miljkoviæ/DER STANDARD – Printausgabe, 23.10.2007)