Wien – Der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Veit Sorger, hat am Dienstag zwei Punkte in dem jüngst vorgestellten Sozialpartner-Paket zum Arbeitsmarkt als "kontraproduktiv" kritisiert: die Erhöhung der Lohnnebenkosten für ältere Arbeitnehmer und die Öffnung des Arbeitsmarktes nicht schon 2009, sondern erst 2011. Während die Unternehmer in der Vergangenheit auf Frühpensionierungen setzen, habe nun ein Umdenken stattgefunden, nämlich "das vorhandene Know-how älterer Mitarbeiter mit dem von Jüngeren zu kombinieren", sagte Sorger im Klub der Wirtschaftspublizisten. Man habe damit gute Erfahrungen gemacht, vor allem bei der Ostexpansion. Der Sozialpartner-Vorschlag sei ein "Irrläufer".

IV-Generalsekretär Markus Beyrer bekräftigte, dass die Industrie unter erheblichem Personalmangel leide. Etliche Betriebe könnten bereits Aufträge nicht mehr annehmen, weil sie zu wenig Personal hätten oder sie außerhalb Österreichs produzieren lassen müssten. Die Abschottung sei wachstumsdämpfend und koste etwa einen Viertel bis einen halben Prozentpunkt an Wirtschaftswachstum, so Beyrer. Österreich und Deutschland seien die letzten beiden Länder in Europa mit Restriktionen gegenüber Arbeitskräften aus Osteuropa. Qualifizierte Polen seien bereits in Irland, Großbritannien, wo sie ein höheres Nettoeinkommen erwarte als in Österreich.

Standortvorteile bewerben

Sorger appellierte an die Politik, den Standort mit seinem Gesundheits-, Bildungs und Sozialsystem bei ausländischen Facharbeitern dazustellen und das infolge "bürokratischer" Hindernisse verlorene Terrain wettzumachen. Beyrer: "Die Leute gehen dort hin, wo sie keine Hürden erwarten." Österreich könne aber auch mit der Sprache punkten, denn neben Englisch seien Deutschkenntnisse ein Asset.

Zugeknöpft gab sich Sorger zu den aktuellen Lohnverhandlungen: Er nenne keinen Prozentsatz und vertraue den Sozialpartnern. (cr, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.10.2007)