Den Umschwung könnte das TV-Duell zwischen PO-Chef Donald Tusk und Jaroslaw Kaczynski am Freitagabend gebracht haben. Strahlend vor Glück und Erleichterung und bejubelt von Zuschauern im Studio stand der 50-Jährige neben Kaczynski, der seine Niederlage noch gar nicht recht fassen konnte. Der gebürtige Danziger Tusk wirkte im Wahlkampf bisher seltsam blass, brav und entscheidungsschwach. Nicht nur die Gegner machten sich über den „netten Jungen von nebenan“ lustig, dem man zwar einen Gebrauchtwagen abkaufen, aber nicht die Regierung eines Landes anvertrauen würde. Auch in der eigenen Partei rumorte es. „Tusk muss mehr Biss zeigen“, murrten die einen, während die andern gar zum Wechsel an der Spitze aufforderten: „Mit so einem Weichei gewinnen wir die Wahlen nie!“
Der Ausgang des Fernsehduells hat die Zweifler in den eigenen Reihen zum Verstummen gebracht. „Die Hoffnung ist zurück“, sagte eine der PO-Anhängerinnen im Fernsehstudio. Als Sieger im Rededuell konnte Tusk bei 67 Prozent der Befragten punkten, während sein Kontrahent Kaczynski nur 33 Prozent Zustimmung erzielte, wie das Institut GfK Polonia ermittelte. Im Internetportal onet.pl fiel das Votum noch deutlicher aus: Dort stimmten von rund 53.000 Teilnehmern 77 Prozent für Tusk und nur zwölf für Kaczynski.
Nur eine halbe Stunde nach dem Duell gab Kaczynski eine Pressekonferenz, die von den Fernsehsendern life übertragen wurde. Schuld an seiner Niederlage sei nicht er, sondern Tusk und dessen Anhänger, die Journalisten und die Nichteinhaltung des vorher genau festgelegten Reglements. In Wirklichkeit habe er gewonnen. „Ich fühle mich als Sieger!“