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42 Prozent der Österreicherinnen sehen sich in erster Linie als berufstätige Frau, hat eine aktuelle IFES-Studie ergeben.
Foto: AP/ Mark Lennihan
Wien - Die meisten Frauen wollen berufstätig sein und sehen ihren Job nicht als "notwendiges Übel" sondern als wichtigen Bestandteil zur Selbstgestaltung ihres Lebens an. Das ist die Kernaussage einer von Frauenministerin Doris Bures in Auftrag gegebenen IFES-Studie, die sie am Montag zusammen mit IFES-Geschäftsführerin Imma Palme in einer Pressekonferenz präsentiert hat. Demnach sehen sich 42 Prozent der Österreicherinnen in erster Linie als berufstätige Frau. Den Geburtenrückgang führen die meisten (67 Prozent) auf unzureichende Rahmenbedingungen zurück. von den Ergebnissen bestätigt, vor allem vom Wunsch nach Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen.

Selbstgestaltung und individueller Freiraum

Tausend Frauen sind in der Studie zu ihrem Rollenverständnis und ihren Wünschen an die Politik befragt worden. Während sich insgesamt 27 Prozent eher als Hausfrau sehen, sagen 42 Prozent, die Rolle als Berufstätige sei ihnen wichtiger. 31 Prozent verstehen sich als beides. "Erfolg und Karriere" steht bei den Frauen im Job weniger im Vordergrund (17 Prozent) als die "Selbstgestaltung und der individuelle Freiraum" (80 Prozent). Für letzteres dürfte der Job eine umso größere Rolle spielen. Nur eine Minderheit glaubt, dass ihre Berufstätigkeit "ein notwendiges Übel ist".

Kinderbetreuung

Punkto Anliegen an die Politik steht die Kinderbetreuung an erster Stelle. So haben 23 Prozent auf die offene Frage, ob es frauenspezifische Probleme gibt, wo die Politik helfen kann, diesen Bereich genannt. Am zweitwichtigsten sind den Befragten mit 25 Prozent die Chancengleichheit und gleiche Bezahlung der Geschlechter. Am dritten Platz steht der Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten mit zwölf Prozentpunkten.

Bures sieht sich bestätigt

Frauenministerin Bures sieht in den Ergebnissen freilich eine Bestätigung für ihren Kurs. Mit dem von der Regierung geplanten Ausbau der Kinderbetreuungsplätze gehe man beim von der Studie ausgemachten Hauptanliegen der weiblichen Bevölkerung in die richtige Richtung, freute sich die Ministerin. Die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit sei eine "unendliche Geschichte, der man endlich ein Ende setzen sollte", meinte sie und lobte in dem Zusammenhang die Einführung des Mindestlohns in der Höhe von 1.000 Euro.

Statistische Details

Dass die Kinderbetreuung bei der Prioritätensetzung der Frauen nicht mehr an erster Stelle liegt, wenn sie mit konkreten Vorschlägen konfrontiert werden, relativiert für die Frauenministerin und Palme das Ergebnis nicht. So wurden den Befragten 12 Bereiche vorgeschlagen, die sie nach Wichtigkeit bewerten sollten. Bei dieser Fragestellung liegt die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit an erster Stelle, an zweiter die Maßnahmen gegen Gewalt in der Familie und an dritter die Einkommensgerechtigkeit. Die Kinderbetreuungsplätze liegen auf Platz sieben. Palme verwies hier auf den Unterschied zwischen einer offenen Frage und der Bewertung von konkreten Vorschlägen.

19 Prozent glauben, Männer leisten mehr im Beruf

Besonders verblüfft zeigte sich Bures von der Einschätzung von 19 Prozent der Befragten, dass Männer im Job mehr leisten als sie. Hier gelte es noch, an dem Selbstbewusstsein der weiblichen Berufstätigen zu arbeiten, meinte die Frauenministerin. Immerhin 42 Prozent sind übrigens der Meinung, Frauen seien im Beruf selbst schuld, wenn sie sich nicht durchsetzen können.

Kritik von Grünen und ÖVP

Auf Kritik stieß die Studie bei der ÖVP. Die Generalsekretärin der ÖVP-Frauen, Monika Posch, freute sich in einer Aussendung am Montag, dass die Ministerin belegen lasse, "was ohnehin seit langem bekannt ist". Sie bemängelte gleichzeitig, dass "Geld für die Bestätigung bekannter Tatsachen ausgegeben wird". Für die Grüne Frauensprecherin Brigid Weinzinger sind Bures Schlussfolgerungen aus der Umfrage "mangelhaft".

So greife in Sachen Einkommensunterschiede der Verweis auf den Mindestlohn viel zu kurz, meinte Weinzinger in einer Aussendung am Montag. Bures hatte diesen als wichtigen Schritt zu mehr Einkommensgerechtigkeit bezeichnet. Zum einen gebe es den Mindestlohn nämlich noch gar nicht, kritisierte die Grüne. Zum anderen würde ein solcher auch an der unterschiedlich hohen Entlohnung von den Lehrlingen bis hin zu den Top-ManagerInnen nicht viel ändern. Weinzinger verlangte von Bures "konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Einkommenssituation". (APA)