Eisenstadt - Aktivitäten zum österreichweiten "Tag der Lehre", der am Freitag erstmals stattfindet, haben Staatssekretärin Christine Marek (ÖVP) und der burgenländische Landeshauptmannstellvertreter Franz Steindl heute, Montag, in Eisenstadt präsentiert. Mit dem Lehrlingstag, der künftig jährlich abgehalten werden soll, wolle man ein positives Image für die Lehre verbreiten. Im kommenden Jahr soll auch ein Staatspreis für Lehrausbildung vergeben werden, so Marek.

In Wien findet Freitagvormittag eine Lehrlingsenquete statt. Dabei werde mit den Sozialpartnern und Minister Martin Bartenstein (ÖVP) über die Zukunft der Lehrausbildung diskutiert. Am Nachmittag gebe es ein breites Informationsangebot. Dabei gehe es darum, "nicht immer nur die zehn weithin bekannten Lehrberufe zu transportieren", sondern darüber zu informieren, dass es an die 300 Lehrberufe gibt, so Marek.

50 Prozent der Mädchen würden noch immer die Lehrberufe Frisörin sowie Einzelhandels- und Bürokauffrau ergreifen. Präsentiert werden sollen auch "Erfolgstypen", "die es mit einer Lehrausbildung geschafft haben". 50 Prozent der Unternehmer in Österreich hätten eine Lehrausbildung absolviert.

Leistungsstarke Jugendliche motivieren

Es gehe darum, auch leistungsstarke Jugendliche zu einer Lehre zu motivieren. Ein Problem sei, dass die Facharbeiterausbildung in der Gesellschaft als zweitrangig angesehen werde. Bis 2009 würden laut Wirtschaftskammer und AMS in Österreich 50.000 Facharbeitskräfte fehlen. Gleichzeitig werde man bis 2015 um 18.000 15-Jährige weniger haben als heute.

Die Jugend-Arbeitslosigkeit sei seit Februar 2006 rückläufig. Bei langzeitarbeitslosen Jugendlichen habe sich die Zahl seit Herbst 2005 halbiert, so Marek. Die Lehrstellenlücke habe sich seit 2003 ebenfalls halbiert: Es sei gelungen, die sinkenden Lehrlingszahlen aufzufangen. 2006 hätten etwa 39.000 Jugendliche mit einer Lehre begonnen, 2004 seien 36.000 im ersten Lehrjahr gewesen. Auch im Burgenland sei die Entwicklung positiv. Derzeit gebe es 46 Jugendliche mehr, die eine Lehrstelle suchten, als von der Wirtschaft angeboten würden.

"Wir wollen auch im Burgenland aufzeigen, dass Lehre und Karriere kein Widerspruch ist", so Landeshauptmannstellvertreter Franz Steindl. Vor 30 Jahren habe die Lehrlingsstatistik in Österreich noch ein ganz anderes Bild geboten: Damals absolvierten 18 Prozent der Jugendlichen nach der Pflichtschule eine Lehre, "heute sind es zwischen fünf und sechs Prozent." Seit 2004 gebe es im Burgenland wieder einen Aufwärtstrend. 2006 gab es im Burgenland 2.956 Lehrlinge, um 3,5 Prozent mehr als 2005.

Am Tag der Lehre gebe es im Burgenland einen Lehrlingswettbewerb "Profis am Werk" für Restaurantfachleute und Küche in der Berufsschule Pinkafeld und einen Tag der offenen Tür in der Lehrwerkstätte Großpetersdorf. Unter dem Motto: "Habe die (L)Ehre" startet eine landesweite Imagekampagne.

Dazu soll es zahlreiche Aktivitäten geben, darunter Aktionstage in den Bezirken, eine Internet-Plattform und ein Internet-Gewinnspiel. Auch der nächste Jugendbeschäftigungspreis werde besonderes Augenmerk auf Unternehmen legen, die Lehrlinge ausbilden. Ein Logo werde per Inseratenkampagne gesucht. Aus dem "Zukunftsfonds" umgesetzt werden sollen eine Förderaktion für Lehrlingseignungstests und eine Potenzialanalyse für Schüler der 7. und 8. Schulstufe.

SPÖ Burgenland ortet "Lippenbekenntnisse"

"Lippenbekenntnisse" der ÖVP zur Aufwertung der Facharbeiterausbildung reichten nicht, erklärte der burgenländische SPÖ-Arbeitsmarktsprecher LAbg. Ewald Gossy, heute Montag, zu den Aussagen von Marek . Bisher habe Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) die meisten konstruktiven Vorschläge blockiert und sich vor allem als Speerspitze einer vorzeitigen Arbeitsmarktöffnung hervorgetan, so Gossy.

Die SPÖ dränge auf eine Ausbildungsgarantie bis 18, um allen Jugendlichen eine sinnvolle Berufsperspektive zu geben. Die wichtigsten Ansatzpunkte seien zusätzliche Lehrwerkstätten und Lehrlingsstiftungen, die Realisierung der Berufsmatura sowie die Installierung eines Ausbildungsfonds. Das Burgenland setze unter Federführung von Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) und Landesrat Peter Rezar (SPÖ) mit einem aufgestockten ESF-Programm und dem Burgenland-Fonds die bislang breiteste Qualifikationsoffensive um, erklärte Gossy. Der "Tag der Lehre" am kommenden Freitag müsse vor allem dazu genutzt werden, um die Ausbildungsbedürfnisse der Jugend in den Mittelpunkt zu stellen.

Im Burgenland werde "zu wenig für die Lehrberufe" getan, erklärte FPÖ-Vizebundesparteiobmann Norbert Hofer. Es sei vor allem wichtig, das Ausbilden von Lehrlingen für die Betriebe attraktiver zu machen, so Hofer in einer Aussendung. "Leider ist es so, dass im Rahmen der Vergabe von Ziel-1-Förderungen nicht darauf geachtet wurde, ob der betreffende Betrieb auch bereit ist, Lehrlinge auszubilden. Solange es für unsere Unternehmer nicht attraktiver wird, Lehrlinge aufzunehmen, wird sich in diesem Bereich nicht viel bewegen", erklärte der Abgeordnete.

Die FPÖ wolle daher einen Anreiz zur Einstellung von Lehrlingen schaffen und der dualen Ausbildung wieder zu einem höheren Stellenwert verhelfen. Dazu sollen die Kosten der Berufsschulzeit künftig von der öffentlichen Hand beglichen werden, so Hofer.

FPÖ-Kritik: Regierung tut zu wenig für Lehrlinge

Die FPÖ kritisiert das Ausmaß der Lehrlingsausbildung in Österreich. Dass weniger als die Hälfte der Industriebetriebe in den nächsten drei Jahren zusätzliche Lehrlinge ausbilden will, sei eine "Bankrotterklärung" der SPÖ-ÖVP-Regierung. "Die FPÖ fordert, dass endlich ein eigener Ausbildungsfonds für Lehrlinge eingerichtet wird", so FPÖ-Arbeitnehmersprecher Herbert Kickl am Montag in einer Aussendung.

Werden von einem Arbeitgeber mehr Lehrlinge beschäftigt, sollten die Unternehmer künftig aus den Mitteln eines sogenannten "Lehrlingstaxfonds" zusätzlich eine Prämie in Höhe der jeweils aktuellen Lehrlingstaxe erhalten. Diese Lehrlingstaxe solle in Zukunft analog zu den bereits bestehenden Ausgleichstaxen nach dem Behinderteneinstellungsgesetz von jenen Betrieben eingehoben werden, die keine Lehrlinge beschäftigen. (APA)