Dabei habe man das kleinste Segment der Wiener Börse (Other Listings) unberücksichtigt gelassen. Dort halte sich mit einer Ausnahme kein einziges Unternehmen an den Kodex. "Würden diese Unternehmen dazugerechnet werden, würde die Akzeptanz auf knapp über 50 Prozent fallen", kritisierte die AK.
Im Top-Segment der Wiener Börse, dem Prime Market, haben sich laut AK-Untersuchung 85 Prozent der Firmen zu dem freiwilligen Verhaltenskodex bekannt. Kein oder noch kein Bekenntnis zum Kodex abgegeben haben laut der Erhebung HTI und S&T, ein unklares kommt von bwin und AvW Invest und zukünftig daran halten wollen sich JoWooD, Kapsch, Pankl und Sparkassen Immo. In den mittleren Segmenten halten sich dagegen erst sieben von 35 Firmen an die Grundsätze.
Zahlreiche Regelabweichungen
Selbst bei den Unternehmen, die sich dazu bereiterklärt hätten, die Verhaltensregeln zu befolgen, hätten jedoch nur zehn kein oder maximal einmal dagegen verstoßen, kritisierte die AK. Insgesamt habe man 258 Regelabweichungen festgestellt. Gerade einmal 14 von 90 untersuchten Unternehmen hielten sich an die individuelle Veröffentlichung der Vorstandsgehälter. Noch mehr Verstöße gibt es bei den Aufsichtsratsbestimmungen - von der Unabhängigkeit über Vergütungen bis hin zu den Beschlussfassungsmodalitäten.
Bilanz des Studienautors und Leiters der Betriebswirtschaftsabteilung der AK Wien, Heinz Leitsmüller: "Die freiwillige Basis des Corporate Governance Kodex erweist sich als untauglich. Kein Wunder, dass es kein Vertrauen in börsennotierte Unternehmen gibt." Die AK fordere daher eine klare gesetzliche Regelung zur Unternehmenskontrolle - und die Einbeziehung von fehlenden Aspekten wie Managergehältern und Frauenquoten.