Wien - Die Milchbauern geben sich kämpferisch. Sie präsentieren heute quer durch Europa ihren Fahrplan, um höhere Preise durchzuboxen. Die bewährten Tafeln mit der Forderung nach netto 40 Cent Bauernmilchpreis brauchen aber einen Relaunch. Denn Österreichs größte Molkereien zahlen den Landwirten zum Teil bereits mehr. Und die übrigen Verarbeiter ziehen bald nach, sagt Branchensprecher Johann Költringer dem STANDARD.

"Der Milchpreis ist so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr." Költringer rechnet noch heuer mit einer zweiten Anpassung nach oben. Es deutet alles auf weitere Preissteigerungen hin, sagt auch Günther Geislmayr, Direktor der Gmundner Milch und Präsident des Verbands der Milchverarbeiter.

Seine Molkerei erhöht das Milchgeld mit November auf brutto 45,7 Cent. Das sei eine Vorleistung an die Landwirte, jetzt gelte es diese Mehrkosten vom Handel zurückzuholen.

"No-Name-Produkte" spürbar teurer

Doch das ist leichter gesagt als getan. "Die Handelsketten agieren sehr geschickt. Sie deklarieren sich erst als die Beschützer der Bauern, dann als Schützer der Kunden", seufzt Geislmeyer. "Aber wir müssen zu einer für beide Seiten tragbaren Einigung kommen."

Der Liter Milch hat sich im Sommer um zehn Cent verteuert. Die Großhandelspreise für das Packerl Butter zogen seit 2006 von 2,60 auf 4,40 Cent an. Für den Kilo Käse muss man im Schnitt einen halben bis einen Euro mehr bezahlen. Vor allem No-Name-Produkte haben sich spürbar verteuert.

Der deutsche Handel hat bereits zwei Runden an Preiserhöhungen absolviert und verkauft einzelne Milchprodukte zu höheren Preisen als in Ös- terreich. Für die Branche ist es daher nur eine Frage von Wochen, bis auch hier erneut Bewegung in den Markt kommt. Vorerst sei es lukrativer, österreichische Milch ins Ausland zu liefern, als im Inland zu vermarkten, klagen Verarbeiter.

Ewald Grünzweil, Landwirt und IG Milch-Vertreter, sieht seine Forderung nach 40 Cent je Liter nicht als überholt. Dieser Milchpreis müsse letztlich ja über ein ganzes Jahr und für alle gelten. Und bis dahin sei es noch ein weiter Weg.

Seine Taferln einmal umzuschreiben, das schließt er dennoch nicht aus. "Wir könnten den Vierer durch einen Fünfer oder einen Sechser ersetzen." Die Rahmenbedingungen hätten sich schließlich geändert.

Trend zu Bio ungebrochen

Bei Biomilch zeigt die Preiskurve auf jeden Fall nach oben - der Trend zu Bio ist in Österreich dennoch ungebrochen. Der Umsatz biologischer Produkte dürfte sich bis 2010 verdoppeln, geht aus einer Studie der KPMG hervor. Im Vorjahr wurden dafür 200 Mio. Euro ausgegeben, der Bio-Marktanteil im Handel stieg von 4,7 auf sechs Prozent. Im Spitzenfeld liegen die Milchprodukte: Sie stellen gut 56 Prozent aller biologischen Lebensmittel. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.10.2007)