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Gasprom-Vorstandschef Alexej Miller bespricht sich mit Aufsichtsratspräsident Dimitri Medwedjew, einem Vertrauten von Staatschef Wladimir Putin.

Foto: AP/Japaridze
Seit Jahren ruft die Praxis des russischen Gasmonopolisten Gasprom, die Erlöse aus dem lukrativen Gasexport mit undurchsichtigen Vermittlerstrukturen zu teilen, Unverständnis in der Branche hervor. Am meisten Aufsehen hat das Transitkonsortium RosUkrEnergo (RUE) erregt. Im Zuge des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine vor zwei Jahren erhielt RUE den Transit des gesamten zentralasiatischen Gases in die Ukraine zugeschanzt. Anders wäre der Gasstreit nicht zu lösen gewesen, wurde von RUE-Kreisen beteuert.

Kritiker warfen ein, dass der Konflikt vom Zaun gebrochen worden war, um den Begünstigten von RUE eine exzellente Geldquelle zu bieten. Im Vorjahr überstieg der Umsatz zehn Mrd. Dollar, 750 Mio. blieben als Reingewinn.

Neues Schema

Nun könnte bald Schluss damit sein. Wie der russische Vizepremier und Aufsichtsratschef von Gasprom, Dmitri Medwedjew, dem deutschen Sender ARD bestätigte, will man "im nächsten Jahr das Schema ändern und sich von der Existenz, nicht gänzlich verständlicher Vermittlerstrukturen lösen". Medwedjew hielt fest, dass diese von der Ukraine vorgeschlagen wurden und für Gasprom heute "nicht gänzlich erklärbar" seien. Ohne RUE würden in Zukunft vielleicht keine Schulden seitens der Ukraine anfallen. Dieser Tage hatte Gasprom die Ukraine ultimativ zur Begleichung der Gasschulden von 1,3 Mrd. Dollar aufgefordert.

Der Konflikt wurde bereits beigelegt. In einer ersten Reaktion begrüßte die ukrainische Regierung Medwedjews Vorstoß: Man sei für direkte Verbindungen mit den Lieferanten, sagte Finanzminister Nikolaj Asarow, vor allem gehe es um einen "akzeptablen" Gaspreis.

Gegenwärtig zahlt die Ukraine 135 Dollar für 1000 Kubikmeter Gas, das aus billigem zentralasiatischem und teurem Gasprom-Gas gemischt ist. Über den Preis für nächstes Jahr wird noch verhandelt. Erschwert wird dies dadurch, dass die neue ukrainische Premierministerin Julia Timoschenko heißt. Sie hat sich immer gegen RUE ausgesprochen, nicht zuletzt deshalb, weil sie selber dem Trader "Itera" nahesteht, der bis vor wenigen Jahren den Gaszwischenhandel abwickelte.

Misskredit

Die in der Schweiz registrierte RUE, die zu 50 Prozent Gasprom gehört, war in Verruf geraten, weil Timoschenkos Lager beteuerte, dass hinter den restlichen 50 Prozent, die bis zum Herbst 2006 von der österreichischen Raiffeisen Invest AG treuhänderisch gehalten wurden, unter anderem die vom FBI gesuchte kriminelle Autorität Semjon Mogilewitsch stünde.

Dies hat im Vorjahr auch den österreichischen Bankenuntersuchungsausschuss beschäftigt. Zuvor, Mitte 2006, hat die RIAG als Treugeber die ukrainischen Unternehmer Dmitri Firtasch (45 Prozent) und Iwan Fursin (fünf Prozent) genannt. (Eduard Steiner aus Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.10.2007)