Seit vielen Jahren bearbeitet Susanne Bisovsky eine "ewige Kollektion". Zwölf Exponate sind jetzt im Wiener Museum für angewandte Kunst zu sehen.

Foto: Hersteller

Susanne Bisovsky

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Mode ist eine wankelmütige Sache. Sie ist launenhaft, oberflächlich, zukunftsfixiert. Hat sie sich einmal durchgesetzt, ist sie schon wieder von gestern. Eine Rastlose - Treue bedeutet ihr wenig. Warum ihr jemand wie Susanne Bisovsky verfallen ist, lässt sich kaum erklären.

Bei Bisovsky ist nämlich alles auf Beständigkeit angelegt. Sie pfeift auf die zwei Kollektionen im Jahr, die den Rhythmus der Mode diktieren. Bisovsky arbeitet an einer "everlasting", einer "ewigen" Kollektion. Die Suche nach Neuem, Frischem, Ungesehenem? Ist Bisovsky nicht so wichtig. Sie arbeitet mit dem Fundus des Vergangenen. Die internationalen Kontakte? Die weltweiten Händler? "Ach", seufzt sie, "ich reise überhaupt nicht gern."

Die Trachten-Frage

Wir treffen uns in einem neu renovierten Wiener Kaffeehaus. Ringsherum sitzen schicke Stadtbewohner in den immergleichen Alltagsklamotten. Ein schwarzes Kopftuch ziert dagegen die 39-jährige Designerin. Den Ausschnitt ihres dunklen Kleides umrankt ein alpines Blumenmuster. "Bitte frag mich nicht, warum ich mich mit Trachten beschäftige", lautet der erste Satz aus ihrem Mund. Auf die Trachten-Frage habe sie selbst nach so vielen Jahren keine Antwort parat.

1995 schloss die gebürtige Linzerin ihr Modedesignstudium an der Angewandten in Wien ab. Ihr damaliger Professor: Helmut Lang. Er war lange ein Mentor, mit ihm verbindet sie eine intensive Arbeitsbeziehung. Genauso wie für Lang, der die Schnitte der österreichischen Trachten aus dem Effeff beherrscht, sind auch für Bisovsky die heimischen Trachten Ausgangspunkt für die eigenen Designentwürfe. Mit dem großen Unterschied, dass diese Inspirationsquelle bei Lang im Ergebnis kaum mehr zu sehen war. Bisovsky verwischt die eigenen Wurzeln nicht. Im Gegenteil.

"Es gibt für mich einige Basisteile, auf die meine Arbeit aufbaut. Sie werden variiert, uminterpretiert, ergänzt." Die meisten dieser von Bisovsky "Mitgiftteile" genannten Kleidungsstücke sind historische österreichische Trachten. Die Kopie regionaler Besonderheiten interessiert sie weniger. "Ich gehe sehr frei mit den traditionellen Kleidern um", erzählt sie. "Die Frage, die ich mir stelle, ist, wie die Mode von damals in unser Zeitgeschehen passen kann."

Handgeschneiderte Einzelstücke

Bisovsky hat für sich die Antwort längst gefunden. In ihrem Atelier in Wien-Mariahilf fertigt sie ihre Stücke. Sie sind fast ausschließlich handgeschneiderte Einzelstücke. Alle paar Jahre zeigt sie die Weiterentwicklung ihrer Kollektion - dann, wenn ihr danach ist. So wie jetzt im Wiener Museum für angewandte Kunst. Massenproduktion? Bei der Frage danach schaut Bisovsky skeptisch drein. "Mir ist wichtig, dass ich meine Kunden kenne und sie zu meinen Kleidern passen." Sie kann es sich leisten. Schließlich ist ihr Brotberuf ein anderer. Für die Kitzbüheler Marke Sportalm entwirft sie Kollektionen: daheim im Atelier. Wie man mit den Entwürfen in Kitzbühel umgeht, ist dem Auftraggeber überlassen. Zuvor war sie mehrere Jahre für Gössl tätig.

Unter eigenem Namen entwarf sie im vergangenen Jahr dagegen eine T-Shirt-Kollektion für Swarovski. Eine engere Zusammenarbeit mit dem Wattener Konzern hat sich dagegen erst kürzlich zerschlagen. Schade, findet Bisovsky, aber vielleicht ergibt sich eine Kooperation mit dem Wiener Traditionsbetrieb Mühlbauer. "Es geht dabei um die Herstellung von Strickdirndln."

Über all die Jahre hinweg ist Susanne Bisovsky ein Geheimtipp der Wiener Modeszene geblieben. Eine Designerin, die sich den Luxus erlaubt, nach ihren eigenen Regeln zu spielen. Ihrer Mode hat das gut getan. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/19/10/2007)