Wien – Conwert plant, das Geschäftsfeld um Immobilien-Dienstleistungen zu erweitern, und will dafür die bisher externen Gesellschaften um 216 Millionen Euro ankaufen. Der Grund: Für nationale und internationale Investoren ist es nämlich nicht nachvollziehbar, warum die börsenotierte Conwert-Gruppe erfolgsabhängige Provisionen und quadratmeterbezogene Gebühren für externe Dienstleister zahlen soll, wenn diese Leistungen auch hausintern erbracht werden können. Betroffen davon sind vor allem Hausverwaltungen, Immobilienentwicklungsdienstleistungen, Managementgesellschaften, aber auch Dienstleistungen, die im Zusammenhang mit dem Erwerb von Immobilien anfallen. Bisher hat Conwert diese Leistungen mit langfristigen Verträgen von Dienstleistern bezogen, die vorwiegend im Eigentum der Protagonisten der Conwert-Gruppe, nämlich Günter Kerbler und Johann Kowar, stehen. Wäre die Conwert-Gruppe von Beginn an als integrierter Immobilienkonzern geführt worden, hätten die Betroffenen wahrscheinlich ein hohes Managergehalt bezogen, Prämien für den Ankauf von Immobilien, m2-abhängige Zahlungen für die Verwaltung des Immobilienbestandes der Conwert-Gruppe hätten sie allerdings nicht bekommen.

Billigere Lösungen

Der Weg zum normalen Immobilienkonzern würde aber auch billiger gehen: Indem Conwert die bestehenden langfristigen Verträge mit den Gesellschaften auflöst, Personal anheuert und die Dienstleistungen zukünftig hausintern erbringt. Diese Maßnahme, so schätzen Experten, würden wahrscheinlich nicht mehr als 20 Millionen Euro kosten. Conwert aber plant den Abschluss von In-sich-Geschäften mit Kerbler, Kowar & Co. Dass es Gutachten gibt, die den Beteiligten Recht geben und die 216 Millionen Euro für gerechtfertigt halten, ist auch klar. Der von Kowar geortete „sonderbare Unterton“ schleicht sich ein, weil Conwert den Aktionären noch immer keine Unterlagen zur Verfügung gestellt hat. Auf der Conwert-Homepage finden sich jedenfalls keine Kaufverträge der geplanten Transaktion. Eine mögliche Alternative wäre auch der Ankauf von anderen Dienstleistern, die nicht Kerbler & Kowar gehören. Oder eine Antwort auf die Frage, was der interne Aufbau solcher Dienstleistungen kostet.

Schadenersatzansprüche

Sollte die Hauptversammlung am 25. Oktober den Deal absegnen, verhindert das jedenfalls Schadenersatzansprüche gegen den Vorstand und Aufsichtsrat der Conwert. Bloß, was ist, wenn sich später herausstellt, dass die erworbenen Dienstleister ihr Geld nicht wert sind ? Conwert ließ bisher nur wissen, dass es keine Änderungen bei den Transaktionen geplant seien. Conwert-Vorstand Alexander Zartl: "Es wird alles geben oder nichts". Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger steht dem Deal jedenfalls sehr skeptisch gegenüber: "Ich bin nicht überzeugt, dass das vom Vorstand vorgeschlagene Paket eine faire und ausgewogene Lösung darstellt". Weil das Management der Aktiengesellschaft Unternehmen kaufe, die ihnen selbst gehörten, sei die Transaktion "extrem heikel" und ein potenzieller "conflict of interest". (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.10.2007)