München - ifo-Präsident Hans-Werner Sinn ist trotz der erwarteten Abkühlung für Deutschland für das nächste Jahr noch insgesamt optimistisch. "Die steilste Stelle des Aufstiegs haben wir hinter uns, aber der Aufstieg geht weiter", sagte er am Donnerstag bei einer Veranstaltung seines Instituts und des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) in München. "Kritisch wird es für das Jahr 2009."

Am gleichen Tag hatten in Berlin die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, darunter auch ifo, das Herbstgutachten vorgelegt, das für 2008 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,2 Prozent voraussagt. Für dieses Jahr erwarten sie ein Plus von 2,6 Prozent.

Reformkurs

Im kommenden Jahr setze die Wirtschaft verstärkt auf den privaten Konsum, "der bisher noch keinen Anteil am Aufschwung hatte", sagte Sinn. Die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt werde jedoch das Verbrauchervertrauen stärken. Die Weltkonjunktur werde wegen der Immobilienkrise in den USA an Schwung verlieren. Deutschland komme aber "glimpflich aus dieser Abschwächung raus", prognostizierte Sinn.

Sinn warnte die Politik davor, Reformen zurückzunehmen und beispielsweise älteren Menschen wieder länger Arbeitslosengeld I auszuzahlen. Der Reformkurs habe sich bewährt, "die positiven Effekte sollte man jetzt nicht aufs Spiel setzen". Ebenso lehnte Sinn die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns ab, da dieser Arbeitsplätze zerstöre. BIHK-Geschäftsführer Reinhard Dörfler sagte, dass durch die Reformen mehr ältere Menschen wieder eine Arbeitsstelle gefunden hätten. "Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass die Begrenzung des Arbeitslosengeldes sich positiv auf die Erwerbsneigung auswirkt." (APA/dpa)