Bei klaren Tagen hat man einen guten Blick auf Klopeiner-, Gösselsdorfer- und Turnersee.

Foto: klopeinersee.at/

In den östlichen Karawanken findet sich so manches lohnende Wanderziel, das aber relativ selten aufgesucht wird. Dazu gehört die Oistra, die zwischen den bekannten Erhebungen Hochobir und Petzen liegt und sich vom Tal aus recht unscheinbar gibt. Doch der Eindruck täuscht, denn das kleine Gipfelplateau ist nicht bewaldet und bietet eine Rundsicht, die der höherer Berge um nichts nachsteht. Wenn man das letzte – steile – Stück hinter sich hat und über die Wipfel der Bäume hinwegblickt, vermeint man einen Paukenschlag zu spüren, so plötzlich schlägt einen das Panorama in seinen Bann.

An klaren Tagen überschaut man einen erheblichen Teil der Niederen Tauern, ein Stück der Hohen Tauern bis hin zur Glocknergruppe, die Seetaler Alpen mit dem Zirbitzkogel, Kor- und Saualpe, die Steiner Alpen, die benachbarten Höhen der Karawanken, einen Teil der Julischen Alpen, aber auch das untere Drautal sowie Klopeiner-, Gösselsdorfer- und Turnersee. Nicht zuletzt hat man den historisch und kultisch bedeutsamen Hemmaberg vor Augen.

Dass trotzdem relativ wenig Wanderer den Weg zu diesem herrlichen Gipfel suchen, gehört zu den Merkwürdigkeiten, die schon dem bekannten Wiener Feuilletonisten Daniel Spitzer auffielen, der 1867 über die Gegend schrieb: „... das Auge fortwährend beschäftigt, so mannigfaltig wechselt das Bild.“ Trotzdem werde das Gebiet in stiefmütterlicher Weise behandelt. „Solange nicht ein Engländer von irgendeinem 7000 Fuß hohen Berg herunterfallen und den Hals brechen wird, ist keine Aussicht vorhanden, dass Kärnten in Mode kommt.“ Die Alpinschriftstellerin Liese_lotte Buchenauer nannte die Oistra und die benachbarte Topitza „große Hügel vor dem Gebirge“. Der Name Oistra leitet sich aus dem Slawischen ab und bedeutet „Riese“, aber auch „Spitziges“. In alten Beschreibungen findet sich die deutsche Bezeichnung Osterberg.

Die Tour auf den schönen Gipfel bietet wenig Schwierigkeiten, lediglich der letzte Abschnitt ist steil und steinig. Bei Nässe und Schnee ist Vorsicht geboten. Die Route vom Gasthaus Brunner ist wesentlich weiter und mit einem Höhenunterschied von 800 m auch anstrengender. Sie sollte man in einer Zeit wählen, wo die Tage noch länger sind.

Die Route: Von Eisenkappel fährt man durch den Lobniggraben bis zur Abzweigung zum nicht mehr bewirtschafteten Gasthaus Wögel. Auf dem Fahrweg geht es weiter zum Wögel und dann auf der roten Markierung in einen Sattel. Schließlich wendet sich die Markierung nach links, nach einem relativ kurzen Steilstück erreicht man den Gipfel mit einem auffallenden Doppelkreuz. Gehzeit ab Abzweigung Wögel 1½ bis 1¾ Stunden. Der Rückweg erfolgt auf der Anstiegsroute, für den Abstieg muss man mit rund 1¼ Stunden rechnen. (Bernd Orfer/Der Standard/Printausgabe/20./21.10.2007)