Peter Huttons betörender Film At Sea beginnt im Trockenen. Der Schauplatz ist eine Schiffswerft, in der eines dieser Ungetüme des Meeres hergestellt wird, das später Waren in Containern über die Kontinente verteilen wird. Die vollkommen statischen Einstellungen sind auf der zeitlichen Achse nicht linear arrangiert, sie geben keinen Konstruktionsprozess wider, sondern suchen Ansichten einer Industrielandschaft, in der alle Aufmerksamkeit auf das Bild selbst gerichtet ist: auf Proportionen, Kontraste und Raumtiefen, die von einer intrinsischen Schönheit sind. Nicht einmal Ton lenkt hier von der visuellen Hoheit ab, die Szenen bleiben stumm - und bisweilen braucht man sogar ein wenig Zeit, um überhaupt Bewegungen auszumachen.
Dem US-Amerikaner Hutton, der bereits mehrfach auf der Viennale vertreten war - unter anderem auch mit seinen Filmen über den Hudson-River, Study of a River und Looking at the Sea -, geht es somit weniger um eine politische Lektüre dieses Standorts (wie sie etwa in den globalisierungskritischen Fotografien des Künstlers Allan Sekula zum Ausdruck kommt). At Sea versucht sich vielmehr an einer Art phänomenologischen Biografie eines industriellen Objekts: So setzt sich die Arbeit denn auch aus drei Teilen zusammen, die Hutton "als Geburt, das Leben und den Tod" eines Schiffes beschrieben hat.
"Das Leben", es bedeutet nichts anderes als Bilder von Meeresfahrten. Aus der Führerkabine erscheint der mit bunten Containern vollbeladene Vorderteil des Schiffes wie ein abstraktes Gemälde. Hutton lässt seinen Protagonisten durch unterschiedliche Wetterformationen stampfen, der Himmel und das Wasser verändern laufend ihr Gesicht, mal glitzert der Mond über den Schaum der Wellen, mal taucht die Sonne am Horizont ins Wasser ein. In der Dauer der geradezu meditativen Einstellungen gewinnt man tatsächlich den Eindruck, Passagen unterschiedlicher Lebensabschnitte vorbeiziehen zu sehen.