Steyr - Die wettermäßigen Umstände hätten widriger nicht sein können. Bei eisigem Regen, in den sich schließlich sogar der erste Schnee der heurigen Saison mischte, fand am Samstag Vormittag am Steyrer Stadtplatz die Solidaritätskundgebung "Allianz für Flüchtlinge" statt. Am selben Ort hatte sich vor kurzem Dennis Maklele aus Verzweiflung über seinen negativ beschiedenen Asylantrag das Leben nehmen wollen.

Foto: Thomas Bergmayr

Makleles Verzweiflungstat war auch der Auslöser dafür, dass sich an einem Tag, den man lieber in der warmen Stube verbringt, zahllose Menschen im Zentrum der oberösterreichischen Stadt versammelten. Auf die Beine gestellt wurde die Kundgebung von Freunden und Bekannten Makleles, Zivilpersonen und den Mitglieder verschiedener Organisationen.

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Ihr wichtigstes Anliegen sei es gewesen, auf die inhumane und letztlich auch zur Europäischen Menschenrechtskonvention im Widerspruch stehende Asyl-Praxis in Österreich hinzuweisen, erklärt Gerlinde Winter (im Bild), eine der MitorganisatorInnen der "Allianz für Flüchtlinge", im derStandard.at-Gespräch. Entstanden sei diese spontane Bewegung aus einem drängenden Bedürfnis, an der Situation vieler AsylwerberInnen etwas zu ändern.

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Die Zeit, eine derartige Veranstaltung auszurichten und umzusetzen, war denkbar kurz gewesen, kaum mehr als eine Woche blieb dem Team rund um Winter, Eva Reisz, Margit Schönbauer und Bogdan Pammer. Doch der Aufwand habe sich mehr als gelohnt, meint Winter. Trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt fanden insgesamt rund 300 Menschen den Weg zum Hauptplatz der Stadt. Ein Riesenerfolg, meint Winter.

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Sie sei stolz darauf, was in so wenigen Tagen erreicht wurde, obwohl die Beteiligten eigentlich keine Erfahrung im Organisieren einer solchen Veranstaltung hätten; und dass das Wetter derart unangenehm sei, würde eigentlich haargenau passen, findet sie. Schließlich gehe es um nichts anderes als um die widerwärtige Kälte der österreichischen Asylgesetzgebung.

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Einer der Hauptredner der Solidaritätskundgebung war Dieter Schindlauer (im Bild rechts), Menschenrechtsexperte und ZARA-Obmann. Schindlauer, selbst ein Kind der oberösterreichischen Stadt an der Enns, übte heftige Kritik an "einem der schärfsten Asylgesetze Europas und somit der ganzen Welt." Diese Bestimmungen seien nicht nur inhuman, sondern auch schlichweg dumm, wo doch namhafte Experten einen Zuzug von außen nicht zuletzt in wirtschaftlicher Hinsicht für notwendig erachten würden.

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Zu Wort meldeten sich auch Doron Rabinovici, Franzobel, Robert Schindl und Erich Hackl in Form von Solidaritätsbeiträgen. Nach den Ansprachen beim Leopoldibrunnen in der Nähe des Steyrer Rathauses bildeten die Kundgebungs-TeilnehmerInnen eine Menschenketten vom berühmten Bummerlhaus bis zur Stadtpfarrkirche. Als verbindendes Element diente der "rote Faden der Menschlichkeit", ein Band, an deren Fertigung jugendliche Asylwerber vom Betreuungsheim "Mardonna" im Steyrer Stadtteil Münichholz mitgewirkt hatten.
Vorne links: die SPÖ-Landtagsabgeordnete Gerda Weichsler.

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"In Steyr ist es besonders schwierig, etwas zu bewegen", meint Winter und verweist damit sowohl auf die verstockte lokale Stadtverwaltung als auch auf eine gewisse Skepsis von Seiten der Bevölkerung. "Doch der Erfolg des heutigen Tages gibt Anlass zur Hoffnung." Der Druck aus der Zivilbevölkerung müsse nun stärker werden, eine Veränderung könne es nur von unten geben. Ganz wichtig sei es ihr, das Niveau in der Auseinandersetzung mit dem Thema Asyl zu heben.

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Dabei will sich die Allianz aber nicht von Parteien vereinnahmen lassen. Winter: "Eine politische Unabhängigkeit ist uns sehr wichtig, auch wenn es uns freut, wenn VertreterInnen der einzelnen Parteien uns unterstützen." Von bestimmten Seiten sei dagegen auffallende Zurückhaltung an den Tag gelegt worden. "Da sind möglicherweise auch einige unter Druck gesetzt worden, die uns eigentlich gerne unterstützt hätten."

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Am Friedensdenkmal, einem Granitwürfel vor der Stadtpfarrkirche Steyr, endete die Kundgebung mit Abschlussreden. Das Engagement der "Allianz für Flüchtlinge" soll damit jedoch nicht enden. "Es wird ganz sicher weiter gehen.", sagt Winter. "Der Zuspruch und der Erfolg der Veranstaltung haben uns und unserem Anliegen Recht gegeben und uns darin bestärkt, diesen Weg fortzusetzen. Wir haben auch schon einige konkrete Idee für weitere Aktionen hier in Steyr." (Thomas Bergmayr, derStandard.at, 21.10.2007)

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