Wien – Künftig werden nicht nur die Produzenten von Autos verstärkt in den Klimaschutz eingebunden (siehe: Beim geplanten Umweltbonus prallen Meinungen aufeinander ). Auch die Industrie im Allgemeinen und die Stromproduzenten im Besonderen werden härter in die Pflicht genommen. "Das wird den Gewinn der Stromfirmen schmälern", sagte der Energieexperte der Beratungsfirma A. T. Kearney, Florian Haslauer, am Montag bei der Präsentation einer Studie.

In der Studie, die sich primär mit den Auswirkungen der voranschreitenden Integration der Strommärkte in Europa auf Erzeuger und Konsumenten befasst, wird ein kräftiger Umbau des Erzeugungsmixes vorhergesagt. Der Anteil von Gas, Kohle und erneuerbaren Energien zur Erzeugung von Strom wird zum Teil deutlich steigen, jener von Öl und Atom nicht nur relativ, sondern auch in absoluten Zahlen sinken. Weil der Stromverbrauch im Durchschnitt der EU-27 auf längere Sicht um jährlich 2,5 Prozent zunehmen wird, rechnet das Beratungsunternehmen zur Sicherstellung des Angebots mit einem Investitionsaufwand von 400 bis 500 Mrd. Euro bis 2020.

Das Ausbauprogramm, das, auf Österreich heruntergebrochen, Investitionen in neue und in die Ertüchtigung bestehender Kraftwerke im Ausmaß von rund 15 Mrd. Euro erforderlich macht, wird überlagert von einem neuen, rigideren Klimaschutzregime.

Die bisher gratis und in Summe zu viel verteilten CO2-Zertifikate sollen nämlich nach Plänen von EU-Energiekommissar Andris Piebalgs verknappt und zu hundert Prozent versteigert werden. Das würde bedeuten, dass die Strombranche in der zweiten Handelsperiode von 2008 bis 2012 um rund acht bis zehn Mrd. Euro umfällt. Das ist die Summe dessen, was die Branche im Zeitraum 2003 bis 2007 europaweit an sogenannten Windfall-Profits eingestrichen hat, weil sie die vollen CO2-Kosten von den Kunden über Preiszuschläge kassiert, selbst dafür aber nichts bezahlt hat.

Steigende Strompreise

Bis 2020 rechnet A.T. Kearney-Mann Haslauer mit weiter steigenden Strompreisen, deren Ausmaß abhängig ist von der Preisentwicklung bei Öl und Gas, von den CO2-Kosten und nicht zuletzt auch von der Begehrlichkeit des Finanzministers. Inflationsbereinigt könnte sich der reine Energiepreis bei Strom (rund ein Drittel der gesamten Stromrechnung; Anm.) bis 2020 um 14 bis 30 Prozent verteuern.

Österreich profitiere wie kaum ein anderes Land von der Wasserkraft und könne auch bei einem Zusammenwachsen der Strommärkte zu den Gewinnern zählen. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.10.2007)