Das lange Warten auf ein Programm für das Kulturhauptstadtjahr hat die freie Szene verärgert. So wurde aus Linz '09 ein "Linz null nein".

Foto: Habitzl
Endlich, Montagmittag war es so weit. Da fiel selbst dem Linzer Bürgermeister Franz Dobusch "ein kleiner Stein vom Herzen". Denn die Frage, wie es mit Linz '09 weitergehen werde, habe ihn schon leicht nervös gemacht. Die Antwort präsentierte jetzt Intendant Martin Heller mit dem ersten Programmbuch für das europäische Kulturhauptstadtjahr 2009. Lange haben die Stadt und die Projekteinreicher warten müssen - zu lange, wie vor allem Künstler der freien Szene zunehmend kritisierten. Ihrem Unmut über ausstehende Zu- oder Absagen für ihre Ideen machten sie vor kurzem Luft und sprühten vor den Eingang zum Kulturhaustadtbüro "Linz null nein" auf die Straße.

Entsprechend groß war am Montag der Andrang im Ars Electronica Center, als die Intendanz das Programm der Öffentlichkeit präsentierte. Es ist "eine erste Annäherung an das Ganze, das Rückgrat, das Skelett", schickte Heller vorweg und zerstörte damit die Hoffnung, einen fix fertigen Ablauf für das Jahr 2009 vorzulegen. Die großen Projekte mit "gewissen Vorlaufzeiten für die Umsetzung" seien darin enthalten, aber "kleine, charmante Ideen" könnten auch noch im nächsten Jahr eingereicht werden. So sind bisher nur zwei Drittel der Projekte beschlossen; der Rest bleibt noch bis Herbst 2008 offen.

Das Programmbuch selbst entsprach auch nicht den Vorstellungen einer konventionellen Übersicht. Eine Gebrauchsanweisung wurde deshalb im Buch gleich vorweg- geschickt. Werden doch die 90 darin enthaltenen Projekte nicht nach den Sparten Musik, Theater und darstellender Kunst unterteilt. Vielmehr gliedert sich das Buch in zehn Geschichten. In Kapiteln wie Linz Wissen, Linz Hauptstadt oder Linz Reise, "erzählt Linz, wie es sich im Speziellen sieht und in Relation zur Welt".

Themen nicht Formate

"Wir wollen Themen und keine Formate vermitteln", erklärt der Intendant die Grundüberlegung zu insgesamt drei Programmbüchern, von denen das letzte im November 2008 erscheinen soll. So wurden aus den 1500 eingereichten Projekten in einem ersten Schritt jene 90 ausgewählt, die sich den zehn Kapiteln zuordnen ließen. "Eine Mischung aus Lokalem und Internationalem", beteuert Heller zum wiederholten Mal, dass er keineswegs die Linzer Szene hinten anstehen lasse.

Die Internationalität sieht auch Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) als "Chance und Verpflichtung". Das Kulturhauptstadtjahr sei für Linz die "Visitenkarte für Europa".

Die Stadt sei dann zwar "der Nabel der Welt", stimmte dem Heller zu. Aus diesem Grund habe man schließlich auch als Cover des Programmbuches einen Bauchnabel gewählt. Doch zugleich solle es als Warnung verstanden werden: vor einer Nabelschau. (Kerstin Scheller, DER STANDARD/Printausgabe, 23.10.2007)