Cover: Carlsen
Wien/Hamburg/Basel - Zauberhafter Abschied für Harry: In Österreich, Deutschland und der Schweiz haben sich etliche tausend Fans gleich zum Verkaufsstart am Samstag den siebenten und letzten Band der Harry-Potter-Saga auf Deutsch gesichert. Buchhandlungen in allen drei Ländern hatten extra Nachtschichten eingelegt und "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" zur Geisterstunde oder wenigstens im Morgengrauen verkauft. Zahlreiche Potter-Anhänger konnten es kaum erwarten, den 736-Seiten-Wälzer endlich in den Händen zu halten. Hexen und Zauberlehrlinge verkrochen sich und begannen sofort im letzten Abenteuer des Zauberlehrlings zu schmökern. Viele waren über den letzten Band glücklich und traurig zugleich.

Der Hamburger Carlsen Verlag rechnet damit, dass bereits am Samstag mehr als eine Million Exemplare des Bandes der britischen Schriftstellerin Joanne K. Rowling verkauft werden. Insgesamt beträgt die Rekord-Startauflage der deutschsprachigen Ausgabe drei Millionen. Die englische Originalausgabe ist schon vor drei Monaten erschienen.

Potter-Partys

In Wiener Buchhandlungen lockten frühmorgendliche Potter-Partys junge Fans an die Verkaufstheken und an die Frühstücksbuffets. Obwohl nahezu alle Leser den Inhalt des Schlussbandes bereits kannten und teilweise auch die englische Originalausgabe verschlungen hatten, waren nicht nur zwei 13-jährige Mädchen der Meinung: "Man muss ihn einfach gelesen haben, auch auf Deutsch!" Der Vater eines anderen weiblichen Fans wusste bereits, wie das Wochenende verlaufen werde: "Sie wird im Zimmer verschwinden und am Montag werden wir sie dann wieder sehen."

In der ganzen Deutschschweiz öffneten eine Vielzahl von Buchhandlungen gestern Nacht ihre Verkaufstüren. In Basel tricksten die Buchhändler die Behörden aus. Eigentlich hatte das zuständige Amt des Kantons Baselstadt den Mitternachtsverkauf der deutschen Übersetzung untersagt, weil er gegen das kantonale Ladenschlussgesetz verstößt. Doch die Buchhändler fanden Mittel und Wege: Die Buchhandlung Thalia fuhr beispielsweise 300 Anhänger des Zauberlehrlings mit drei Bussen über die Grenze in den Kanton Baselland, der kein Ladenschlussgesetz hat.

Trubel in Berlin

Auch in Berlin ging die deutsche Übersetzung des Schlussbandes in den ersten Stunden tausendfach über die Ladentische. Bei Butterbier, Zauberwasser und Schokofröschen feierten im Kulturkaufhaus Dussmann rund 1500 Potter-Fans. "Es war viel bunter und trubeliger als beim Verkaufsstart des englischen Harry Potter", sagte Sprecherin Bianca Krömer. Im Juli hätten sich größtenteils junge Erwachsene auf die Bücher gestürzt. "Dieses Mal sind vor allem Familien mit ihren verkleideten Kindern gekommen."

In zahlreichen Filialen der Buchkette Hugendubel bildeten sich schon eine Stunde vor dem Verkaufsstart um 0.01 Uhr lange Schlangen, wie ein Sprecher berichtete. Auch am Frankfurter Flughafen konnten sich die Fans von 0.01 Uhr an mit Lesestoff versorgen. "Der Ansturm war nicht so groß wie beim englischen Harry Potter im Juli", sagte eine Sprecherin von k bookstore.

"Hogwarts-Express"

Wie die Romanhelden Harry, Ron und Hermine fuhren am Freitagabend etwa 150 kostümierte Potter-Fans in Berlin im "Hogwarts-Express", einer historischen Dampflokomotive, umher. Ein wirklicher Abschied sollte der Abend für den Berliner "Harry Potter Fanclub" aber nicht sein. "Wir schreiben einen achten Teil, denn mit dem Ende der Abenteuerreihe sind wir überhaupt nicht zufrieden", sagte die Club-Vorsitzende Saskia Preißner.

Tausende andere Potter-Fans warteten zu Hause ungeduldig auf den neuen Potter-Band: Briefträger hätten etwa 150.000 Bücher bereits bis 2.00 Uhr am Samstagmorgen zugestellt, sagte eine Sprecherin der Verlagsgruppe Weltbild. Insgesamt seien 450.000 Exemplare bestellt worden. Der Internet-Händler Amazon zählte rund 270.000 Vorbestellungen.

Rowling hat mit Harry Potter einen einzigartigen Welterfolg gelandet. Seit Erscheinen des ersten Bandes vor zehn Jahren wurden weltweit rund 350 Millionen Harry-Potter-Bücher verkauft. (APA)