Wien – Das Auslaufen von Erbschafts- und Schenkungssteuer per 31. Juli 2008 scheint nach dem Spruch des Verfassungsgerichtshofs vom Juni und den zwischenzeitlichen Reaktionen von politischer Seite ausgemacht zu sein. Nun befürchtet aber die Kammer der Wirtschaftstreuhänder "eine Groteske", wie deren Vizepräsident und geschäftsführende Gesellschafter der BDO Auxilia Treuhand, Karl Bruckner, am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten sagte.

"Jeder wird versuchen, seinen kranken Verwandten über den 31. Juli zu bringen; die Intensivstationen werden voll sein in den Wochen vor dem Stichtag", sagte Bruckner. Um diesen menschenunwürdigen Zustand gar nicht erst entstehen zu lassen, sei die Politik gut beraten, Erbschafts- und Schenkungssteuer schon jetzt zu sistieren.

Im Hinblick auf die für 2010 in Aussicht gestellte Steuerreform bekräftigte Bruckner die Notwendigkeit, dieses Mal speziell den Mittelstand im Auge zu behalten. Der höchste Entlastungsbedarf bestehe bis zur Höchstbeitragsgrundlage – derzeit monatlich 3840 Euro brutto bzw. jährlich 53.760 Euro brutto (bei 14 Monatsbezügen). Um die Belastungen aus Steuer und Sozialversicherung in dem Bereich mit rund 43 bis 44 Prozent zu begrenzen, schlägt Bruckner eine Senkung des Grenzsteuersatzes von derzeit 38,33 auf zumindest 35 Prozent vor. In der dritten Tarifstufe müsste der Grenzsteuersatz von 43 auf 35 Prozent sinken.

Die Kosten bezifferte Bruckner mit drei bis vier Mrd. Euro. Umgesetzt werden sollte die Reform realistischerweise in zwei Etappen. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.10.2007)