Foto: Dorotheum

Wien - Dass Objekte dem verkehrten Künstler zugeschrieben werden, kann passieren, auch, dass man kleinere Restaurierungsstellen übersieht. Aber es ist auch eine Frage der Menge. So sollten Reparaturangaben eigentlich standardmäßig in den Katalogtexten angeführt werden.

Die Realität ist bisweilen anders, wie jetzt Ursula Rohringer, Expertin für Glas & Porzellan im Dorotheum, lehrte. Einen Tag vor der Auktion am 18. Oktober hatte sich die Zahl der sogenannten Katalogkorrekturen - kleine Zettel mit Detailangaben, die dann in die Vitrinen der Schaustellung gelegt werden - auf insgesamt zwölf summiert.

Das ist stattlich. Sechs davon betrafen fehlende Angaben zu Restaurierungen. Solche sind naturgemäß wertmindernd. Dass derlei seitens der Experten zwischen den Zeilen über günstige Taxen einfließt, nützt wenig, woran soll etwa ein Sammler aus den USA - dort sind die in Wien im frühen 18. Jahrhundert ausgeführten Porzellane mittlerweile stärker gefragt als jene aus Meißen - nun erkennen, ob ein Makel oder eine verlockende Preisgestaltung die Ursache ist.

Gut, er fordert einen Zustandsbericht an. Tut er dies bei Beginn der Schaustellung hat er eventuell Pech, weil eben viele Beanstandungen erst über Kundenreklamationen einfließen.

Tut er dies am Vortag der Auktion, dann wird er informiert. Im Falle des Dupaquier-Bechers (4500-8000 Euro) - ursprünglich mit zwei Henkeln ausgestattet, die wohl irgendwann abgebrochen sind, die Bruchstellen wurden geschliffen und glasiert - quittierte dies der Markt mit Nichtbeachtung. Ebenso bei der Figur Oboist mit Weinglas (1100-2000 Euro), nein, kein Porzellan (sondern Steingut); die Angaben "Modell von Simon Feilner um 1750-53" implizierten einen völlig falschen Entstehungszeitraum, wie diese Figur nicht von Höchst ausgeführt wurde, sondern von der Steingutfabrik Damm (Aschaffenburg), die Höchster-Formen ab 1850 bis 1880 in Steingut modellierten. Dass ein versierter Experte im Dorotheum allerdings zwischen Porzellan und Gips nicht unterscheiden kann, darf dann schon wundern. "Nach neuer Forschung", so die Katalogkorrektur, handelte es sich bei den Bildnismedaillons von Franz Xaver Würth "nicht um Biskuitporzellan, sondern sehr qualitätsvolle Gipsbüsten". Der Schätzpreis wurde von 6000-10.000 Euro auf 4000-7000 revidiert.

Das Bietergerangel blieb verhalten, ein Telefonbieter setzte sich ge- gen einen Saalbieter durch, bei 6500 Euro fiel der Zuschlag und die dekorativen Stücke wandern für den Kaufpreis von 8125 Euro nach Deutschland. Das Tagesergebnis der im Rahmen der Jubiläumsauktion Antiquitäten, Möbel und Juwelen ausgebo- tenen Sparte Glas & Porzellan belief sich auf schmale 226.000 Euro. Nur 53 von insgesamt 124 angebotenen Positionen wechselten den Besitzer, was einer Verkaufsquote von knapp 43 Prozent entspricht. (kron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.10.2007)