Dass sich der Wein quer durch Maribor zieht, zeigt das neue "Haus der Alten Rebe" am plakativsten.

Foto: Brigitte Breth

Selten ist eine Stadt so vielseitig von Wein umrankt wie Maribor, die Hauptstadt der Stajerska, der slowenischen Steiermark. Die Rebstöcke wachsen bis in die Stadt hinein. Nahtlos schließen die Weingärten auf dem attraktiven Hügel Piramida – mit der leuchtend weißen Kapelle auf der Spitze gilt er als ein Wahrzeichen Maribors – an den Stadtpark im Zentrum an.

Als lebendiges Symbol der traditionsreichen Weinkultur gehegt und gepflegt wird die große "Alte Dame" der Weinstöcke, "Stare trte". Sie gilt als weltweit älteste edle Rebe. Der Stock, es handelt sich um die autochthone slowenische Sorte "Blauer Köllner", wurde vor mehr als 400 Jahren vor einem Haus im mittelalterlichen Stadtkern Lent, am Ufer der Drau gepflanzt. Weit ausladend stützt sie ihre langen Arme auf die hölzerne Pergola. Sie überlebte die Reblaus-Epidemie in Europa im späten 19. Jahrhundert und mangelnde Pflege in den 1970er-Jahren.

Zum fröhlichen Feiern veranlasste in den letzten Jahre der Rebschnitt und die Weinlese: Jährlich sind es immerhin 35 bis 55 kg Trauben, die geerntet werden können, das ergibt einige ganz besondere Fläschchen, die, mit Urkunden belegt, von der Stadt Maribor verschenkt werden.

Rebhaus ohne Reblaus

Erst im heurigen April eröffnet, spielt das schön revitalisierte "Haus der Alten Rebe" eine zentrale Rolle für das Thema Wein im Raum Maribor. Mit praktischen Infos zu Winzern und Weinstraßen, einer Vinothek, Ausstellungen und einem Erzherzog Johann gewidmeten Raum.

Auf seinem Gut Meranovo begründete dieser den Ausbau des modernen, sortenreinen Qualitäts-Weinbaus im Drautal. In "seiner" geliebten Steiermark – damals freilich ohne Staatsgrenzen – war er nämlich auch als fortschrittlicher Förderer der Wein- und Landwirtschaft bekannt geworden. Heute ist es die EU, die Projekte wie "Auf den Spuren von Erzherzog Johann von Graz nach Maribor" fördert und die österreichischen und slowenischen Teile der gesamten Region einander wieder stärker interessenmäßig annähert.

Das Fest des Heiligen Martin wird am zweiten Wochenende im November in und um Maribor herum ausführlich gefeiert, es ist das größte seiner Art in ganz Slowenien. Am Freitag, den neunten, startet um 11 Uhr und 11 Minuten am Trg svobode, dem Freiheitsplatz, neben dem Stadtschloss, das Festprogramm mit einheimischen Künstlern. Bei den bunten Ständen wird bis in den späten Abend hinein deftige Hausmannskost angeboten und der junge Wein verkostet. Rund dreißig der besten Winzer sind dann anwesend.

Den Eingang in die sehenswerte Unterwelt der Stadt, den klassisch schönen Weinkeller "Vinag", findet man auf diesem Platz in der Ecke rechts hinten, gleich beim Haus Nummer 3: Ein Labyrinth von zweieinhalb Kilometern Länge unter dem Stadtkern mit unendlichen Reihen von Eichenfässern – und einer gesamten Kapazität von sieben Millionen Litern – beginnt hier.

Dutzende von Buschenschanken, Winzerhöfe und Keller an beiden Seiten der Drau laden am Martini-Samstag zu festlichem Schmaus und Trank ein – man sollte nur wissen, was man bestellt: Most (Achtung, so heißt der Sturm!) wird dann ausgeschenkt, und Kastanien, kleiner als die üblichen Maroni, werden geröstet. Als traditionelle Jause kommt "Koline" auf den Tisch, eine regionale Schlachtplatte nach Art der Häuser: mit frischem Schmalz, Kübelfleisch, diversen hausgemachten Würsten und einer sehr feinen Hirschsalami. Und erstaunlicherweise passt auch noch die Gibanica, der typische slowenische Topfenkuchen, ganz ausgezeichnet zum Wein. Die allseits beliebte gebratene Gans gehört in der Stajerska ohnehin zum Martini-Ritual: Man findet sie auf sämtlichen Speisekarten der Gasthäuser und Restaurants.

Weinstraßenbusse

Am linken Ufer der Drau hat die Mariborer Weinstraße bei der Alten Rebe ihren Ausgangspunkt. Ostwärts führt sie zu den sanften, sonnigen Hügeln nach Malecnik – bis hierher verkehren noch die lokalen Busse. Es ist eine liebliche Landschaft, die länger als bei uns zum Wandern einlädt. Eine ausgezeichnete Adresse zur Einkehr und Verkostung findet man hier, den Winzerhof Protner. Auf der Pohorje-Weinstraße, auf der anderen Seite des Flusses, eröffnen die Winzer am Samstag, dem 10. 11., das Martini-Fest um 14 Uhr. Ein erster Höhepunkt ist die feierliche Weintaufe im Zentrum von Limbus um drei Uhr Nachmittag.

Viele Besucher zieht es an diesem Tag hinauf zum Weingut Meranovo, der Geburtsstätte aromareicher Weißweine und ihres späteren Erfolges. Erzherzog Johann gründete hier auf seinem Gut im Jahre 1832 die erste Weinbauschule, nachdem die neu gepflanzten Rebsorten Sauvignon blanc und Rheinriesling so hervorragend gediehen waren. In der eigenen Buschenschank wird der Wein offen kredenzt und mit Musik und Tanz gebührend gefeiert. (Brigitte Breth/Der Standard/Printausgabe/27./28.10.2007)