New York - Als "Verbrechen gegen die Menschheit" hat ein
UN- Experte die Produktion von Biokraftstoffen kritisiert. Der
verstärkte Anbau von Mais, Weizen und Zucker zur Herstellung des
umweltfreundlichen Kraftstoffs treibe die Preise von
Grundnahrungsmitteln, Land und Wasser nach oben, sagte der Schweizer
Jean Ziegler, Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, am
Freitag (Ortszeit) in New York. Er forderte einen Stopp der
weltweiten Produktion von Biokraftstoffen für mindestens fünf Jahre.
Alleine die Preise für Weizen habe sich innerhalb eines Jahres
verdoppelt. Wenn der Trend anhalte, könnte die armen Länder nicht
mehr genug Nahrung für ihre Bevölkerung importieren, sagte er. "Es
ist ein Verbrechen gegen die Menschheit, auf einem landwirtschaftlich
ertragreichen Boden Nahrung zu produzieren, die dann für
Biokraftstoffe verbrannt wird", sagte Ziegler.
800 Millionen hungern
Bereits heute litten über 800 Millionen Menschen auf der Welt an
Hunger. Dabei seien genug Nahrungsmittel vorhanden, um die
Weltbevölkerung zu ernähren. "Alle Gründe für Hunger sind von
Menschen verursacht. Es ist ein Problem des Zugangs und nicht von
Überbevölkerung oder zu geringer Produktion und kann durch
menschliche Entscheidung verändert werden", so Ziegler, der
Hauptprotagonist in dem erfolgreichen Dokumentarfilm
"We Feed the
World"
des österreichischen
Filmemachers Erwin Wagenhofer war. In dem Streifen ließ Ziegler mit
der Aussage aufhorchen "Ein Kind, das an Hunger heute stirbt, wird
ermordet!" (APA)