Der Kaiser Franz und seine Puppengattin Lissi: Michael "Bully" Herbigs digitaler Zeichentrickfilm.

Foto: Constantin
Wien – Wie kommt der Yeti in einen Heimatfilm? Diese Frage, die bisher niemand gestellt hatte, beantwortet der deutsche Komiker Michael "Bully" Herbig in seinem neuen Parodistenstreich Lissi und der Wilde Kaiser mit den Mitteln des digitalen Kinos.

Der Kaiser Franz und seine schöne, wenngleich seltsam leblose Puppengattin Lissi turteln nun nicht mehr in den blühenden Landschaften der österreichisch-bayerischen Heimat, sondern in einer gepixelten Kunstwelt, in der jede Eisscholle noch eigens geputzt wirkt und jeder Tannenzapfen ein Artefakt ist. In diese Welt tapst eines Tages ein Yeti, weil er vom Teufel den Auftrag hat, die schönste Frau der Welt herbeizuschaffen. Unweigerlich gerät der Yeti, ein echtes Zottelmonster aus dem "Ice Age", an die habsburgische Trophäengattin, die ausnahmsweise einmal zu weit vom perfekt zugeschnittenen Schönbrunner Schmuckpark wegstreunt und sofort gekidnappt wird.

Notgedrungen nimmt der Kaiser die Verfolgung auf, in Gesellschaft eines trotteligen Haushofmeisters und seiner lüsternen Kaiserinmutter. Beim Schloss von König Bussi von Bayern finden sich irgendwann alle ein: die Gebirgsschützen, die kaiserlichen Herrschaften und die geraubte Lissi, die sich als Schöne schon an das Biest gewöhnt hat. Sie ist so naiv, dass sie auch im Yeti einen potenziellen Liebhaber sieht.

Lissi und der Wilde Kaiser ist der dritte Film von Michael "Bully" Herbig, nach Der Schuh des Manitu und (T)Raumschiff Surprise, zugleich der erste, der nicht mit realen Schauspielern, sondern gänzlich im Computer hergestellt wurde. Unübersehbar misst Herbig sich hier nicht mehr an Heinz Erhardt und Heinz Rühmann, sondern an Shrek und Die Monster AG, an Pixar und DreamWorks.

Jagd nach Gags

Dabei nimmt er es mit einer Menge Kompetenz auf einmal auf, und unübersehbar ergeben sich daraus ein paar Fronten zu viel: Die Idee, ein zentrales Stück der deutsch-österreichischen (Fremdenverkehrs-)Mythologie gegen die amerikanische Übermacht auf dem Gebiet des Technofantastischen zu stellen, ist prinzipiell nicht ohne Charme. Lissi und der Wilde Kaiser wird aber zu einer wilden Jagd nach Gags und Pointen, die Hollywood zugleich mit Überschmäh und Untergriff ans Eingemachte will. Dabei sind schon allein die produktionstechnischen Defizite dieser ambitionierten, vergleichsweise aber schmalbrüstigen Produktion unübersehbar: Viele Szenen wirken wie ein Pixar-Film von vor acht Jahren.

Der Klemmer-Witz, den "Bully" Herbig zu seinem Markenzeichen gemacht hat, wird im abstrakteren Medium gleich viel konkreter: Lissi und der Wilde Kaiser ist ein zotiger Spaß und eignet sich deswegen wohl vor allem für eine Zielgruppe, die von der Pubertät schon gehört hat, aber noch nicht genau weiß, ob sie schon betroffen ist. Der Yeti steht für dieses Alter, auch wenn man es ihm nicht gleich ansieht. (Bert Rebhandl/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31. 10. 2007)