1910 schuf Schiele das Porträt von Eduard Kosmack. Es stammt aus dem Besitz Christian M. Nebehays und soll in New York bis zu 2,5 Millionen Dollar bringen.

Foto: Christie's
Die brennendste Frage dabei: Kann die enorme Erfolgsbilanz vom November vergangenen Jahres wiederholt werden?

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New York - Ein Jahr ist vergangen, seit sich Adele Bloch-Bauer II von der Öffentlichkeit verabschiedet hat. Bis heute ist der Verbleib ihres Porträts, im Gegensatz zu jener Version, die Ronald S. Lauder für kolportierte 135 Millionen Dollar erwarb, ein Geheimnis geblieben. Am Abend des 8. November wechselte das 1912 gemalte Bildnis in Begleitung dreier weiterer Klimt-Werke, die an Maria Altmann restituiert worden waren, bei Christie's in New York den Besitzer.

Adele selbst gefiel dem anonymen Käufer bis zu 68,7 Millionen Euro, insgesamt bilanzierte das Restitutionsquartett bei stolzen 150,55 Millionen Euro. Das Abendergebnis von 491,47 Millionen Dollar (383,96 Mio. Euro) ist bis heute ungebrochen, mit zwei weiteren Sitzungen notierte Christie's das Rekordergebnis von 550,36 Millionen Euro.

Diesen Umsatz zu toppen gleicht einem Bravourakt. Dass er gelingt, bezweifelt in Fachkreisen niemand - nur wann? Aktuell beziffern die Christie's-Experten ihre Erwartungen mit zumindest 390 Millionen Dollar. Werden die kühnsten Hoffnungen war, könnten es nach drei Sales um die 560 Millionen sein.

Dazu soll neben Bestsellern wie Picasso oder Matisse auch Signac beitragen. Im Mai hatte Christie's für Signacs Arrière du tub mit 11,68 Millionen Dollar einen Rekord eingespielt, jetzt schickt man ein weiteres Meisterwerk des Pointillisten ins Rennen, Cassis, Cap Canaille soll bis zu zwölf Millionen Dollar bringen. In der Kategorie German and Austrian Art kann die Offerte nicht mit jener des Vorjahres verglichen werden, für Max Beckmanns Stillleben mit Grammophon und Schwertlilien von 1924 hofft man auf bis zu zehn Millionen Dollar.

Sotheby's war bei den Vergleichsauktionen im November 2006 hinter der Vorgabe des Mitbewerbs zurückgeblieben: Auf 296,88 Millionen Dollar belief sich der Umsatz damals, eine Steigerung von 78 Prozent gegenüber 2005. Dafür hält man aktuell wahrhaft Exquisites parat, vor allem in der Sektion Deutscher und Österreichischer Kunst. Allein die mit 350 Millionen Dollar bezifferten Erwartungen für den renommierten Evening Sale am 7. November sprechen für sich: Zu den Rekordanwärtern gehört neben Franz Marc (Der Wasserfall, 1912, 20 bis 30 Mio. Dollar) auch eine Landschaft Van Goghs, die letzte dieser Qualität in Privatbesitz (The Fields, 1890, 28 bis 35 Mio. Dollar).

"Gehört ins Museum"

Den Auftakt der Impressionist-Sales hält Egon Schiele, von dem fünf Arbeiten auf Papier aus der Sammlung Christian M. Nebehay (Kunsthandlung, Antiquariat) zur Auktion kommen. Sie dokumentieren nicht nur "dieses ungeheure Talent als Zeichner", so Patrick Legant, sondern werden vor allem mit absoluter Marktfrische überzeugen.

Das höchstdotierte ist eines der letzten Selbstporträts des Künstlers, für die 1917 ausgeführte Gouache sind zwischen 4,5 und 6,5 Millionen Dollar veranschlagt. "Eigentlich sollte das in ein Museum, aber es ist schwierig, solche Beträge für die Akquisition zu bekommen", weiß der im Impressionist Department für German and Austrian Art verantwortliche Experte. Sein Favorit ist aber die in ihrer Intensität faszinierende Porträtstudie des Verlegers Eduard Kosmack.

Gesichert ist, dass sich der eine oder andere Zuschlag in der Liste der zehn höchsten Zuschläge für Papierarbeiten Egon Schieles finden wird. Aktuell führt die Liste ein Kniender Halbakt aus dem Jahr 1917, der bei Christie's in New York für 11,21 Millionen Dollar brutto den Besitzer wechselte. (Olga Kronsteiner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31. 10. 2007)