Wien - Ein "Kompromiss, der beide Seiten aufs Äußerste strapaziert hat", ist nach 17-stündigen Verhandlungen in der Wirtschaftskammer herausgekommen. Erich Foglar, Metallgewerkschaftschef, wirkte abgekämpft, als er den Kollektivvertragsabschluss bekanntgab. Die Zurufe von Außenseitern, wie von Eisenbahngewerkschaftschef Willi Haberzettel und Sozialminister Erwin Buchinger, "waren nicht hilfreich". Aber entscheidend sei, was "netto im Sackerl bleibt". Dass Löhne mit 38 Prozent und Gewinne aber nur mit 25 Prozent besteuert werden, sei eine politische Schieflage, die eine Kollektivvertragsrunde nicht auszugleichen vermöge.

Hermann Haslauer hatte die politischen Vorgaben ebenfalls als kräftig empfunden. "Der Vier-Prozent-Sager war echtes Neuland, der erstmals seit vielen Jahren in der Herbstlohnrunde politischen Druck erzeugt hat." Der Abschluss selbst - die Mindestlöhne werden um 3,6 Prozent erhöht, die Ist-Löhne um 3,2 bis 3,5 Prozent - ist für Haslauer wirtschaftlich teils gerechtfertigt. Für manche Metallverarbeiter werde er schwer zu verkraften sein.

Das von der Gehaltserhöhung nur 30 bis 40 Prozent bei den Beschäftigten ankommen, "ist steuerlich nicht gerecht", müsse aber mit einer Steuerreform gelöst werden. Das sei aber nicht Aufgabe der Lohnverhandler.

"Sicher an der Obergrenze"

Der Metaller-Abschluss sei "sicher an der Obergrenze dessen, was gerade noch vertretbar ist", sagte Voestalpine-Chef Wolfgang Eder als landesweit größter Arbeitgeber im Stahlsektor am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz in Krems. Dieses Verhandlungsergebnis koste die Voest rund 75 Mio. Euro.

Ein kleiner Trost für die Metallindustrie: Erzielen die Unternehmen ein Betriebsergebnis (Ebit) von über sechs Prozent des Umsatzes, dann kommt noch eine Einmalzahlung von 200 Euro hinzu. Von null bis sechs Prozent sind es 150 Euro. Wird ein negatives Ebit erwirtschaftet, gibt es keine Einmalzahlung.

Im Vorjahr einigten sich die Sozialpartner auf eine Erhöhung der Ist- und der Mindestlöhne um 2,6 Prozent bei einer Inflation von 1,5 Prozent. Dazu kam eine flexible Einmalzahlung von 100 Euro, wenn das Unternehmen Gewinne schreibt.

Weitere Fortschritte

Außerdem wurden heuer noch weitere Fortschritte erzielt. Laut der Vereinbarung soll es Verbesserungen bei der Bildungsfreistellung und den Abfertigungen geben.

In der Nacht waren die Betriebsräte, die die Einigung absegnen müssen, übrigens schon sehr ungeduldig geworden. Sie hatten sich schon für Informationsveranstaltungen und Betriebsversammlungen gerüstet. Die können nun ausbleiben. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.10./1.11.2007)