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Foto: AP/Probst
Frankfurt - Die Deutsche Bank hat die Finanzmarktkrise mit einem blauen Auge überstanden und im dritten Quartal trotz Einbußen einen Milliardengewinn verbucht. "Wir können zufrieden sein, dass wir im wohl schwierigsten Quartal, das die Bankindustrie in Jahrzehnten erlebt hat, gut abgeschnitten haben und gut dastehen", sagte Vorstandschef Josef Ackermann am Mittwoch in Frankfurt.

Allerdings profitierte Deutschlands größte Bank auch von günstigeren Steuerregeln. Zudem verkaufte die Bank Beteiligungen und ihre US-Zentrale in New York. Ackermann betonte jedoch: "Auch das operative Ergebnis war sehr gut." Weitere Verluste infolge der anhaltenden Krise am Markt für zweitklassige US-Hypothekenkredite (subprime) erwarte er für die Deutsche Bank nicht.

Erstmals seit Jahren steuerte das Privatkundengeschäft mehr zum Konzernergebnis bei als das Investmentbanking, das üblicherweise gut zwei Drittel der Gewinne des deutschen Branchenprimus ausmacht. "Asien und Deutschland haben dieses Mal die Deutsche Bank nach vorn gebracht", sagte Ackermann. Unter dem Strich stieg der Gewinn von Juli bis Ende September im Vergleich zum Vorjahresquartal um 31 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro. Vor Steuern sank der Gewinn um 19 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro.

Starkes erstes Halbjahr

Das dritte Quartal dürfe nach dem starken ersten Halbjahr 2007 nicht isoliert betrachtet werden, sagte Ackermann. In den ersten neun Monaten stieg der Vorsteuergewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 14 Prozent auf 7,3 Mrd. Euro. Nach Steuern verdiente der Konzern von Jänner bis Ende September 5,5 Mrd. Euro und damit 30 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In das vierte Quartal sei die Bank gut gestartet. "Auf die Deutsche Bank bezogen kann ich sagen, dass wir durch eine Verschlechterung von subprime nicht betroffen sein werden", sagte Ackermann. Für 2008 strebt der DAX-Konzern unvermindert einen bereinigten Vorsteuergewinn von 8,4 Mrd. Euro an.

Die Turbulenzen am US-Häusermarkt und ihre Folgen kosteten die Deutsche Bank im dritten Quartal rund 2,2 Mrd. Euro. Die erfolgsverwöhnten Investmentbanker mussten Einbußen hinnehmen: In der Sparte Corporate and Investmentbanking (CIB) brach der Vorsteuergewinn um 93 Prozent auf 85 Mio. Euro ein. Im klassischen Investmentbanking - dem Handel mit Aktien, Anleihen und anderen Wertpapieren sowie dem Beratungsgeschäft - rutschte die Bank erstmals seit 2002 sogar in die roten Zahlen: Das Segment Corporate Banking & Securities (CB&S) verbuchte einen Vorsteuerverlust von 179 Mio. Euro. Im Vorjahresquartal hatte die Bank hier noch rund eine Milliarde Euro verdient.

Krise noch nicht ausgestanden

"Ich bin nicht der Meinung, dass die subprime-Krise in den USA zu Ende ist. Wir werden noch weitere Verwerfungen in den USA sehen", sagte Ackermann. In einem Brief Ackermanns an die Aktionäre im Quartalsbericht heißt es, die möglichen Auswirkungen der US-Immobilienkrise auf Finanzmärkte und Realwirtschaft belasteten "weiterhin die Stimmung an den Märkten".

Ihre Verluste im dritten Quartal konnten die Deutsche Bank zum Teil auffangen, indem Kosten gedrückt wurden. So lagen etwa die Löhne und Gehälter trotz Neueinstellungen wegen geringerer Bonuszahlungen rund eine Milliarde Euro unter dem Vorjahreswert. Von Juli bis Ende September stieg die Zahl der Mitarbeiter umgerechnet auf Vollzeitstellen von 75.140 auf 77.920. Damit erhöhte sich die Beschäftigtenzahl seit Februar 2005 um knapp 16 Prozent. Damals hatte Deutschlands größte Bank zeitgleich mit Milliardengewinnen den Abbau tausender Stellen angekündigt und einen Sturm der Entrüstung bei Politikern und Gewerkschaften ausgelöst. In Deutschland stieg die Mitarbeiterzahl im dritten Quartal um 316 auf 27.799.

Die bereinigte Eigenkapitalrendite - die Zielgröße der Deutschen Bank - betrug im dritten Quartal zwölf Prozent. Für die ersten neun Monate 2007 lag sie bei 29 Prozent und damit über dem Zielwert von 25 Prozent. An der Börse wurden die Zahlen, die besser ausfielen als Anfang Oktober angekündigt, goutiert: Mit einem Plus von zeitweise deutlich mehr als vier Prozent gehörten Deutschen-Bank-Aktien zur Spitzengruppe im Leitindex DAX. (APA/dpa)