Wien – Goldenes Handwerk triumphiert: Den Kaiser Chiefs aus Leeds, die ihren bescheidenen Charme hauptsächlich aus bierseliger Kumpelhaftigkeit beziehen, konnten das ihnen vorauseilende Gerücht, immerhin live von veritablem Unterhaltungswert zu sein, im Wiener Gasometer brav bestätigen.

Weil ja Halloween war, hatten sich die fünf Spaßkanonen etwas ausgedacht: Sänger Ricky Wilson erschien in Cape und Spitzhut, während seine Kollegen als Skelett, Hexe oder Teufel versuchten, dem Tag gerecht zu werden. Die Bühne war mit Ballons in Kürbisorange bestückt.

Dieses für gar nicht so kurze Zeit unlustige Manöver mitsamt feiner Lichtshow und Funkeltapete konnte nicht nur nicht über die Defizite des Quintetts hinwegtäuschen. Vielmehr wurden diese durch das offenherzige Spektakel evident:

Mit ihren beiden (auf eine oft bemühte Britishness zwischen The Jam, Blur und biedersinnigem Pubrock rekurrierenden) Alben konnten sich die Kaiser Chiefs zwar einem Millionenpublikum ans Herz legen. Dass die Materie, um die es gehen soll, die Musik selbst nämlich, bei Fehlen von Mitmachcharakter und optischen Sensationen nur von begrenzter Dauerhaftigkeit ist, kann dabei aber schwer geleugnet werden.

Während das Debüt Employment aus dem Jahr 2005 noch mit bedeutungsschwangerem Titel und drei, vier gelungenen Singles relativ schmerzfrei im Leben willkommen geheißen werden durfte, präsentiert sich das diesjährige Yours Truly, Angry Mob als eine enervierend unaufgeregte Lektion in Konturlosigkeit.

Brav beklatscht

Die Band spielte nun denn auch wacker gegen die Abwesenheit von Genialität an, die Gitarren waren gestimmt, Schlagzeug und Orgel am richtigen Platz und Wilsons Stimme in Schuss. Die mit Hits wie "Modern Way", "Everday I Love You Less And Less" und "Ruby" ins Publikum gesandten Signale der Feierlaune wurden dann aber gerne empfangen und brav beklatscht.

Irgendwann war dann Schluss, keinem hat's geschadet, der Abend durfte als gelungen verbucht werden. Muss noch erwähnt werden, dass der Sound im Gasometer nicht der beste ist? Wohl eher nein. (Philipp L'Heritier / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.11.2007)