Minister-Sprecher: Ganz klar humanitäre Aktion
Verteidigungsminister Norbert Darabos wies die Kritik von Pilz zurück. "Das ist eine ganz klare humanitäre Mission, um den Flüchtlingen Schutz und Hilfe zu geben", erklärte der Sprecher des Ministers, Stefan Hirsch, gegenüber der APA.
Außerdem gehe es um den Schutz der dort tätigen Hilfsorganisationen. "Die EU-Truppe wird ein Schlüsselfaktor" dafür sein. Hirsch verwies darauf, dass das österreichische Kontingent "mit Sicherheit auch ein Sanitätselement beinhalten wird". Insgesamt bewege sich die Zahl der heimischen Soldaten, die für den Tschad angedacht sind, im Rahmen einer Kompaniestärke. Das bedeutet zwischen 100 und 170 Mann.
Pilz: Keine Informationen über Afrika
Zum Vorwurf, Österreich habe keine ausreichende militärische Aufklärung in Afrika, meinte der Darabos-Sprecher, man habe viel Erfahrung in diesem Bereich. "Das hat schon in den 60er Jahren mit dem Kongo-Einsatz begonnen". Und derzeit gebe es in einigen UNO- und EU-Missionen in Afrika Stabsoffiziere.
Pilz hatte zuvor verkündet, dass, was die militärische Aufklärung betrifft, "das Heeresnachrichtenamt zwar hervorragende Informationen über den Balkan hat, aber nichts über Afrika. Das heißt, diese Mission ist ein Anhängsel von anderen Armeen" und man sei vollkommen von den anderen Staaten abhängig.
"Riesenproblem Kosovo"
Offenbar sei Verteidigungsminister Norbert Darabos "da rein gestolpert". Es habe keine seriöse Vorbereitung gegeben. Prinzipiell könne man in der EU zwar nicht gegen UN-Mandate in Schwarzafrika sein, weil die Leute dort Schutz brauchten. "Aber es muss ein Mindestmaß an Voraussetzungen geben". Und außerdem bestehe noch das "Riesenproblem Kosovo".
Pilz: "Anfang Dezember läuft das UN-Sicherheitsmandat für den Kosovo aus, so dass es sehr wahrscheinlich wieder zu Kampfhandlungen kommen wird. Knapp 600 soldaten stehen derzeit im Kosovo. Wir müssen dieses Mandat stärker absichern, weil sich die Menschen im Kosovo auf unseren Schutz verlassen". Deshalb sollte sich Österreich "nicht auf ein Abenteuer" einlassen, denn ein ordentliches Kosovo-Mandat sei schon eine bemerkenswerte Leistung.
Österreich als "Anhängsel"
Der Regierungsbeschluss zur Teilnahme österreichischer Soldaten an dem Tschad-Einsatz muss bis 7. November getroffen werden, hatte Verteidigungsminister Darabos erklärt. Irland werde dabei als neutrales Land die Führungsrolle übernehmen, außerdem beteiligten sich mit Schweden und Finnland zwei weitere neutrale Staaten. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass Österreich als "Anhängsel" einer von der früheren Kolonialmacht Frankreich geführten Truppe wirke. Frankreich wird das größte Kontingent stellen.