Zwei Szenarien für Iran-Krieg
Die US-Politik ringt unterdessen hinter den Kulissen um Pläne für einen Krieg gegen den Iran - und mögliche diplomatische Alternativen. Laut "Spiegel Online" liegen im US-Verteidigungsministerium zwei Szenarien in der Schublade.
Der erste, schon länger existierende Angriffsplan sieht ein Bombardement unterirdischer Atomanlagen vor. Die Planer im Pentagon haben vor einiger Zeit eine Liste mit angeblich mehreren tausend militärischen Zielen erstellt - darunter etliche Stellen, an denen Atomanlagen vermutet werden. Außerdem würden wahrscheinlich Flugzeuge der iranischen Luftwaffe und Kommandozentralen der Armee bombardiert, um die Chancen eines Vergeltungsschlages zu begrenzen.
Allerdings gelten die US-Geheimdienstinformationen über Atom- und Militäranlagen im Iran als nicht sonderlich zuverlässig. Viele der auserkorenen Ziele befinden sich in dicht bevölkerten Regionen. Zivilisten könnten durch die Bomben und radioaktives Material zu Schaden kommen. Es gilt als sehr unwahrscheinlich, dass bei einem Luftangriff alle Ziele getroffen werden.
"Chirugische Schläge"
Deshalb kursiert ein zweites Szenario, offenbar von US-Vizepräsident Dick Cheney favorisiert. Es sieht "chirurgische Schläge" mit Präzisionsbomben auf einzelne Einrichtungen vor. Abgefeuert würden sie vermutlich von Schiffen der US-Marine im Persischen Golf. Wichtige Ziele wären die Trainingslager und Waffendepots der iranischen Revolutionsgarden. Zeitgleich würden kleine Einheiten von US-Spezialtruppen vor allem gegen die Ausbildungslager der Revolutionsgarden vorgehen.
Nach Vorstellung der Kriegsbefürworter könnte ein solcher Angriff das iranische Atomprogramm zumindest vorübergehend stoppen und gemäßigte Kräfte im Land stärken - um so das Regime zum Umdenken zu veranlassen.
Kritiker der Militäraktion glauben eher an den gegenteiligen Effekt - nämlich, dass ein solcher Angriff das Regime stabilisieren würde, weil die Bevölkerung sich mit ihm gegen den amerikanischen Aggressor verbünden würde. Zudem würde sich die gesamte islamische Welt durch einen Krieg gegen den Iran angegriffen fühlen.
Tabubruch
Angesichts der wenig erfolgversprechenden Aussichten eines solche Kriegs fordern Experten wie Flynt Leverett von der New America Foundation von den USA "einen Tabubruch zu versuchen - wie einst Nixon und Kissinger bei ihren Verhandlungen mit dem kommunistischen China".