Hamburg- Erdgas ist ein wesentlicher Baustein für die Energieversorgung der Zukunft und wird mittelfristig noch an Bedeutung gewinnen. Dabei könnte der Preis für den begehrten Energieträger möglicherweise sinken, sagte Michael Bräuninger vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) der Deutschen Presse- Agentur dpa in Hamburg. "Es deutet einiges darauf hin, dass sich die bisherige regionale Struktur zu einem globalen Erdgasmarkt wandelt", sagte Bräuninger. "Die Etablierung eines globalen Marktes könnte zu mehr Wettbewerb und damit zu geringeren Preisen führen."

LNG-Terminals

Hintergrund für die Bemerkung des Hamburger Energie-Experten ist eine HWWI-Studie, nach der verflüssigtes Erdgas (Liquified Natural Gas/LNG), das mit großen Tankschiffen transportiert wird, seit einiger Zeit wirtschaftlich konkurrenzfähig geworden ist. "Der Erdgastransport durch Pipelines ist nur bis zu einer Distanz von 3.000 Kilometern wirtschaftlich, maximal 4.500 Kilometer", erklärte Bräuninger. Deshalb wird Deutschland zum Beispiel mit Gas aus Russland, Norwegen und den Niederlanden versorgt, nicht aber aus entfernteren Ländern. Es sind jedoch bereits zwei LNG-Terminals in Deutschland geplant, um künftig auch verflüssigtes Erdgas importieren zu können.

Die Abhängigkeit von Gas-Importen aus Russland, die politisch immer wieder als problematisch angesehen wird, könnte sich durch den Markteintritt des LNG abmildern. Russland trägt gut ein Drittel zur deutschen Erdgasversorgung bei. "Auf absehbare Zeit wird allerdings noch das meiste Gas über Pipelines transportiert werden", sagte Bräuninger. Er könne sich aber auf längere Sicht vorstellen, dass die umstrittene Bindung des Gaspreises an den Ölpreis ersetzt werde durch eine Kopplung an den LNG-Preis. "Die Ölpreisbindung ist nur sinnvoll, so lange es keinen eigenen Spotmarkt für Erdgas gibt", sagte Bräuninger. Der werde jedoch entstehen, wenn weltweit LNG verfügbar sei.

Gute Zukunftschancen

Bräuniger billigt in der Studie, die im Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) erstellt wurde, dem Erdgas als Energieträger generell gute Zukunftschancen zu. Bislang decke Erdgas 22,5 Prozent des deutschen Bedarfs an Primärenergie; künftig werde die Bedeutung von Erdgas für die Energieversorgung von Industrie und privaten Haushalten noch steigen. So war 2005 bei rund drei Vierteln aller beantragten Wohnungsneubauten eine Gasheizung vorgesehen. Bei der Stromerzeugung sei der Ausstieg aus der Kernenergie auszugleichen, was nicht allein mit erneuerbaren Energien zu leisten sei. Hier könne Erdgas als relativ kostengünstige und umweltverträgliche "Brückentechnologie" genutzt werden. (APA/dpa)