Damit stehen die Mütter jedoch vor einem Dilemma: Nachwuchs zu erzeugen und aufzuziehen kostet viel Energie, und wenn sie in einen Wurf oder ein Gelege sehr viel investieren, kann das ihre Fortpflanzungsfähigkeit beim nächsten Mal beeinträchtigen. Andererseits zahlt es sich nicht aus, so zu geizen, dass der aktuelle Nachwuchs sehr schlechte Chancen hat. Besonders gravierend ist dieser Zwiespalt bei Fischen, weil diese prinzipiell lebenslang wachsen und desto mehr Nachkommen erzeugen können, je größer sie selbst sind. Außerdem fallen größere Fische prinzipiell weniger leicht Räubern zum Opfer. Hier ist also eine möglichst feine Abwägung bei der Zuteilung der Ressourcen gefragt.
Wie die Verhaltensökologie zeigen konnte, sind viele Tiere imstande, auch grundlegende Verhaltensmuster rasch an die herrschenden Umstände anzupassen. Demnach wäre zu erwarten, dass Fischmütter umso mehr in die Jungen investieren – z. B. in Form größerer Eier –, je feindlicher sich die Umwelt präsentiert. Das verlangt den Weibchen Energie ab, die ihnen für ihr eigenes Wachstum (und zukünftige Junge) fehlt.
Mit finanzieller Unterstützung des Wissenschaftsfonds FWF gingen Barbara Taborsky vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Laxenburg und ihre Kollegen Eva Skubic und Rick Bruintjes an der Universität Bern der Frage nach, ob Fische die Größe ihrer Eier tatsächlich für die jeweils herrschenden Umweltbedingungen maßschneidern.
Prinzessin von Sambia
Als Untersuchungsobjekt diente ihnen dabei die „Prinzessin von Sambia“ (Neolamprologus pulcher), eine Buntbarsch-Art, die in Gruppen aus einem Brutpaar, dessen Jungen aus vorigen Gelegen und einer unterschiedlichen Zahl von nichtverwandten erwachsenen Tieren zusammenlebt. Je größer eine solche Gruppe, desto geringer die Sterblichkeit der Jungen, denn alle Gruppenmitglieder beteiligen sich an deren Aufzucht, unter anderem, indem sie die Brut gegen Räubern verteidigen.
Im Gegenzug genießen sie selbst den Schutz der Familie, kommen fallweise zur Fortpflanzung mit dem brütenden Weibchen und haben bei Ausfall eines Brüters Chancen, das Territorium zu erben. Für ihre Experimente verwendeten Taborsky und ihre Kollegen zwölf Familiengruppen von Neolamprologus pulcher, von denen sie einen bis neun Helfer verschiedener Größe entfernten. Danach ließen sie die Tiere drei Monate in Ruhe und untersuchten dann die in der Zwischenzeit produzierten Gelege auf die Größe der Eier.