Kombinierter Güterverkehr wird gefördert. Mit der als besonders umweltfreundlich beworbenen Schiene allein kommt man nicht weit

Illustration: DER STANDARD/Fatih
Umweltverträglicher Güterverkehr ist angesichts steigender CO2-Emissionen sehr gefragt. Zur Umsetzung braucht es aber intelligente Verkehrskonzepte, die die Wirtschaftlichkeit des Transports nicht außer Acht lassen. Die öffentliche Hand fördert die innovativsten Verkehrsideen.

*****

Lkw-Frächter und Bahn-Manager stehen einander unversöhnlich gegenüber. Denn wenn ein Gut im Laster durch die Lande gefahren wird, braucht es keine Bahn – und umgekehrt. Aufgrund der steigenden Umweltbelastung gewinnt aber jetzt ein Verkehrskonzept aus den 1970er-Jahren wieder zunehmend an Attraktivität. Kombinierter Güterverkehr nennen die Experten den Ansatz, Lastwagen-, Schiff- und Eisenbahntransporte miteinander zu verbinden.

Kombinierter Verkehr bedeutet, dass ein Versandgut unterwegs immer wieder umgeladen wird. Vom Absender zum nächsten Terminal benutzt man den Lkw, dann die Bahn oder das Schiff und für den Rest wieder einen Laster. Dadurch kann man die Vorteile der einzelnen Verkehrsmittel besser ausnützen: Laster kommen auf Straßen an nahezu jeden Ort, die Bahn hingegen ist vergleichsweise umweltfreundlich. Und Schiffe können große Mengen transportieren, sind aber selbstverständlich auf naheliegende Gewässer wie Flüsse, Kanäle oder Seen angewiesen.

Doch das Umladen kostet Zeit. Denn die Güter müssen ständig neu umgepackt werden; einen Sattelschlepper kann man ja nicht einfach auf Schienen stellen.

Zwar kennt man das Verkehrskonzept seit den 1970er Jahren, aber die Umladerei ist auch nach dreißig Jahren noch unbeliebt. Magere zwölf Prozent der Waren werden in Österreich im kombinierten Verkehr abgewickelt. Das liegt – immerhin – in Europa im Spitzenfeld. Dennoch: „Mittlerweile ist es schon ein Erfolg, wenn wir diesen Anteil halten können“, so Evelinde Grassegger, Leiterin der Technologieabteilung im Verkehrsministerium. Durch das Innovationsförderprogramm „Kombinierter Güterverkehr“ will das Ministerium gegensteuern. Mit bis zu 800.000 Euro fördert es verschiedenste Projekte, die die Verkehrsmittel miteinander verknüpfen können. Pro Jahr stehen etwa drei Millionen Euro zur Verfügung. Die aktuelle Einreichfrist läuft bis 28. März 2008. Der ERP-Fonds in der Förderbank Austria Wirtschaftsservice ist für die Abwicklung zuständig.

„Die Branche war lange Zeit nicht besonders ideenfreudig. Wir wollen zeigen, dass es auch anders geht“, sagt Grassegger. Die Kooperationsmöglichkeiten sind allerdings gering. Beispiel Transportcontainer: Was auf einen Lkw passt, ist zumeist nicht für die Eisenbahn geeignet. Einige der Technologien sind schon an die dreißig Jahre alt, kritisiert Grassegger.

Holzwaggons

In den vergangenen Jahren wurde unter anderem der steirische Transportspezialist „Innofreight“ gefördert – für WoodLogistics. „Der neue Standard“, wie es heißt, zeichnet sich dadurch aus, dass mehr Güter auf der Schiene als auf der Straße transportiert und Leerfahrten vermieden werden konnten. Kernstück ist ein Holzwaggon, mit dem alle Produkte der Holzindustrie – Rundholz, Schnittholz, Hackgut, Rinde oder Sägespäne – transportiert werden können.

Ebenfalls gefördert durch das BMVIT wurde das lokaleMüllkonzept des niederösterreichischen Abfallverbandes Bawu. Der transportiert den Müll, der im Land anfällt, per Lkw zur Umladestation und von dort per Bahn weiter zur Müllverbrennungsanlage nach Dürnrohr. Pro Jahr werden dadurch nach Angaben des Verbandes etwa 12.000 Lkw-Fahrten eingespart. „Das ist nicht nur besser für die Umwelt, sondern wir sparen sogar noch ein wenig Geld“, lobt Bawu-Direktor Karl Kalteis das eigene Produkt. „Das Geheimnis ist, dass wir den Müll sehr stark pressen können, weil es auf der Schiene fast keinen Unterschied macht, ob man sechs oder zwölf Tonnen pro Waggon transportiert.“ Die meisten geförderten Projekte sind auf ein bestimmtes Transportgut spezialisiert.

„Die Branche hat erkannt, dass man für jedes Gut eine eigene Lösung braucht“, sagt Evelinde Grassegger. Die Entwicklung neuer Technologien jedenfalls läuft ganz gut, das Innovationsförderprogramm ist regelmäßig überzeichnet. Besonders innovative Lösungen zeichnet das Ministerium seit drei Jahren daher auch mit dem Staatspreis Verkehr aus, der heuer am 14. November verliehen wird. Der Schwerpunkt liegt heuer auf umweltverträglichen Gütertransporten. 43 Projekte wurden eingereicht – Beispiele für eingereichte Projekte wollte Grassegger nicht nennen. (Jens Lang/DER STANDARD, Printausgabe, 7.11.2007)