Wien - Streiken wollen sie nicht, aber wenigstens informieren: Die Ärztekammer (ÄK) wehrt sich gegen die "Gefahr der Verstaatlichung unseres Gesundheitssystems", wie es ÄK-Präsident Walter Dorner am Mittwoch formulierte. Am heutigen Donnerstag gibt es einen groß angelegten Informationstag, bei dem die Patienten in den Ordinationen flächendeckend über die Anliegen der Ärztekammer informiert werden sollen.

Anlass für den Mini-Aufstand ist unter anderem der Widerstand der ÄK gegen die "ambulanten Versorgungszentren" (AVZ). Damit würde "das persönliche Verhältnis zwischen Arzt und Patient unterwandert", erklärt ÄK-Sprecher Martin Stickler im Gespräch mit dem Standard. In den AVZ sollen medizinische Dienstleister unterschiedlicher oder gleicher Fachrichtungen unter einem Dach zusammenarbeiten - und das würde bedeuten, dass der Staat bestimmt, "wer wo wie und wann behandelt wird", findet Stickler. Es gebe daher eine "latente Protesthaltung der Ärzte" dagegen.

"Breite Unterstützung"

Die ÄK vertraut auf die "breite Unterstützung der eigenen Basis", meinte Dorner am Mittwoch. An ebendiese Basis hat die Kammer Plakate und Infomaterial ausgeschickt. Zusätzlich werden Inserate in diversen Printmedien geschalten, und die Länder haben sich jeweils unterschiedliche Maßnahmen einfallen lassen: In Graz eröffnet eine eigene "Info-Ordination", in Vorarlberg erhält jeder Haushalt einen Postwurf, im Burgenland betreten die teilnehmenden Ärzte einmal pro Stunde ihr Wartezimmer, um ihre Patienten höchstpersönlich zu informieren.

Einen "echten" Streik hatte eine gemeinsame Erklärung von Dorner und Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) abgewandt: Darin hielten die beiden Verhandlungspartner Ende Oktober unter anderem fest, dass die freie Arztwahl gesichert bleiben soll und es zu keiner zusätzlichen Arbeitszeitbelastung kommen werde. (hei/DER STANDARD, Printausgabe, 8.11.2007)