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Effizientere und emissionsarme Kraftwerke müssen dort forciert werden, wo die Kohlenutzung zunimmt, geht aus der aktuellen Energieverbrauchsprognose der IEA hervor

Foto: REUTERS/CHINA DAILY
Wien/Paris - Allen verbalen Klimaschutzbemühungen zum Trotz wird weltweit verstärkt auf den Energieträger gesetzt, der besonders stark für das Ansteigen des wichtigsten Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) verantwortlich ist: Kohle. Insbesondere China und Indien verfeuern immer mehr davon, so die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem jüngsten World Energy Outlook 2007.

Bereits heute entfallen 45 Prozent des Weltkohleverbrauchs auf diese beiden Länder, so der Bericht. Prognostiziert wird, dass die beiden Schwellenländer für bis zu vier Fünftel des weltweiten Verbrauchsanstieges bis 2030 verantwortlich sein werden. In den OECD-Ländern nimmt der Kohleverbrauch nur mehr langsam zu und geht dort vor allem auf das Konto der USA.

Wirtschaftliche Gründe

Die verstärkte Hinwendung zu Kohle in China und Indien hat handfeste wirtschaftliche Gründe. Die Öl- und Gaspreise steigen; ihre langfristig einfache Verfügbarkeit wird immer mehr in Frage gestellt. Nicht so bei Kohle. Während Erdöl und Erdgas in etwa 70 Jahren mit den heutigen Technologien ausgebeutet sein könnten, dürften die weltweiten Kohlereserven noch rund 120 Jahre vorhalten. Außerdem ist ein Kohlekraftwerk "grundlastfähig", das heißt, die Energieform eignet sich für die notwendige Auslastung der Stromnetze.

Insbesondere China verfügt über ausreichende Kohlevorkommen, was das Land weniger abhängig von russischem Gas oder von Erdöl macht - das Land hat in jüngster Zeit mit afrikanischen Staaten langfristige Öllieferverträge abgeschlossen. Geschätzt wird, dass in China jede Woche ein neues Kohlekraftwerk ans Netz geht.

Netzausbau

In Indien werden laut IEA-Bericht die Importe an Kohle, insbesondere für die Stahlindustrie, bis 2030 um das fast Siebenfache anwachsen. Außerdem werde die Energieinfrastruktur für Privathaushalte ausgebaut, sodass sich der Anteil der Bevölkerung mit Stromanschluss von 62 auf 96 Prozent erhöhen dürfte.

Angesichts dieser Entwicklung fordert die Pariser Energiebehörde, dass verstärkt in Technologiebereichen investiert und geforscht wird, die C02-Emissionen bei Kohlekraftwerken eindämmen. Als besonders zielführende Wege führt die Agentur effizientere Kraftwerke an, etwa, indem auch die Abwärme beim Kohleverfeuern genutzt wird. Andererseits müssten "Clean Coal Technologies" (CCT) forciert werden. Dabei wird das beim Verbrennen der Kohle anfallende CO2 abgeschieden, verflüssigt und dann etwa in aufgelassenen Bergwerken gespeichert. In den USA und in Deutschland wird derzeit an solchen CCT-Pilotprojekten gearbeitet.

In Österreich interessiert sich der Industrielle Mirko Kovats für das stillgelegte kalorische Kraftwerk Voitsberg. Mit Investitionen von 100 Mio. Euro will er es zu einem Kohle- und Biomassewerk umbauen. (ruz, DER STANDARD Printausgabe, 8.11.2007)