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Eine Daueraustellung im Flakturm, in dem das Haus des Meeres untergebracht ist, soll die Schülerscharen über die ursprüngliche Funktion der sechs Flaktürme in Wien aufklären. Schautafeln über vier Stockwerke erklären, wie Nazi-Propaganda funktioniert hat - Von Marijana Miljkoviæ

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Wien – Wenn Schüler fragen, ob das Haus des Meeres als Zoo-Turm geplant war, ist es erschreckenderweise nicht immer nur ein müder Witz. Dass der Flakturm im Esterhazypark in Mariahilf ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg und ein Monument des von den Nationalsozialisten geplanten "Tausendjährigen Reiches" ist, darüber müsse man die Heranwachsenden erst aufklären, sagt Zoo-Direktor Michael Mitic.

Foto: APA/ ROLAND SCHLAGER

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Geschichte

Die Dauerausstellung zur "Geschichte der Flaktürme" des Historikers Marcello La Speranza im Haus des Meeres soll diese Arbeit unterstützen.

Beginnend im 6. Stock des Flakturms können die Schüler den geschichtlichen Weg erklimmen, um im 9. Stock auf der Aussichtsplattform ihren Blick über Wien schweifen zu lassen.

Foto: APA/ HANS KLAUS TECHT

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Luftraumüberwachung und Bunker

Die sechs Wiener Flaktürme waren zur Koordination der Luftraumüberwachung gedacht und wurden 1943/44 nach den Plänen des Berliner Architekten Friedrich Tamms erbaut.

Gleichzeitig dienten sie der Bevölkerung bei Luftangriffen als Bunker.

Im Bild: Flakturm Arenbergpark

Foto: APA/MAK/ZUGMANN

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Wände galten als bombensicher

Die bis zu zweieinhalb Meter dicken Wände galten als bombensicher, die Strom- und Trinkwasserversorgung lief autark.

Die Propaganda sah vor, dass sich die Wiener nicht unterirdisch verkriechen mussten, sondern erhaben Schutz suchen konnten. Außerdem sollten die ungefähr 43 Meter hohen, dunklen Türme die Bevölkerung psychisch stabil halten und Sicherheit vermitteln.

Im Bild: Flakturm Augarten

Foto: APA/ MARTIN FICHTER

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High-Tech-Stätten der Angst

Diese Rechnung ging nicht auf, denn von außen wirkten die Türme einschüchternd. Innen ging die Bedrohung von Denunzianten und Gestapo-Mitgliedern aus, welche die Menschen bespitzelten. "Diese kalten, menschenverachtenden Flakfestungen waren einerseits zweifellos moderne High-Tech-Kriegsbauwerke, andererseits Stätten der Angst und der Verzweiflung einer geschundenen Gesellschaft", sagte Speranza.

Man dürfe nicht vergessen, dass die Flaktürme von tausenden Fremd- und Zwangsarbeitern gebaut wurden, sagte der Historiker, der schon mehrere Bunker in Wien ausstellungsgerecht gestaltet hat.

Foto: APA/ MARTIN FICHTER

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Denkmalgeschützte Türme

Die denkmalgeschützten Flaktürme in Wien, die im Gegensatz zu jenen in Berlin und Hamburg nicht gesprengt oder umgestaltet werden konnten, weil die Häuser in der Umgebung in Mitleidenschaft gezogen worden wären, treten paarweise auf.

Ein Turm diente als Feuerleitturm, und war mit Radar-, Rechen- und Scheinwerfereinrichtungen ausgestattet. Der andere war der Geschützturm, wo sich die Flugabwehrgeschütze befanden.

Im Bild: Flakturm im Esterhazypark

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

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Regelmäßiges Dreieck

Die drei Standorte Arenbergpark (Bezirk Landstraße), Augarten (Leopoldstadt) und Stiftskaserne/Esterhazypark (Mariahilf) stehen in einem regelmäßigen Dreieck, in der Mitte der Stephansdom.

Im Bild: Flakturm Arenbergpark

Foto: APA/MAK/ZUGMANN

Umbaupläne sollten vertuscht werden

Wenig bekannt ist, dass die Einrichtung von Bunkern vom 1935 gegründeten "Österreichischen Luftschutzbund" vorangetrieben wurde. Nach dem Krieg sollte durch Umbaupläne vertuscht werden, welche Funktion die Türme hatten, sagt Speranza.

Neun Jahre nach dem Krieg kam es zur ersten zivilen Nutzung des Flakturms im 6. Bezirk, nämlich durch die Volkshochschule Wien West als Sternwarte. Vor 50 Jahren zogen dann die Meeresbewohner ein, und bald – das ist die jüngste Neuerung – soll ein Kaffeehaus, das "Hai Society Inn", eröffnen. Ein Hotel, das auf den Meereszoo draufgesetzt werden sollte, kommt vorerst nicht. Zur Zeit leistet der Gastronom, der den Bettenturm leiten wollte, Überzeugnungsarbeit bei der Stadt Wien.

Im Bild: Flakturm im Augarten dahinter der Milleniumtower)

Foto: STANDARD/Christian Fischer

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Bundesheer Flakturm

Unweit des Esterhazyparks ist das Treiben im Turm in der Stiftkaserne nicht öffentlich, das Bundesheer benutzt ihn. Den Flakturm im Arenbergpark verwendet das Museum für Angewandte Kunst als Depot. Im lädierten Turm im Augarten stand ein Datenlager zur Diskussion. (Marijana Miljkoviæ/DER STANDARD Printausgabe 8.11.2007)

Webtipp: Haus des Meeres

Foto: APA/ Irmgard Schmidmaier