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Den Rest erledigen Würmer, Bakterien, Pilze und diverses Kleingetier, während die Gärtner Winterschlaf halten.

Foto: APA/AP/Jens Meyer

Also es ist so: Im Herbst fallen, wie jeder bemerken dürfte, sehr viele Blätter von Bäumen und Sträuchern ab. Das ist an sich äußerst begrüßenswert, denn erstens sind diese gewaltigen Laubmassen der Treibstoff des ewigen Humuskreislaufs und zweitens dürfen Gärtner etwa ab diesem Moment in eine Art kurze, aber erquickliche gärtnerische Winterohnmacht sinken.

Doch halt! Bevor die ohnehin äußerst befristete Winterruhe einkehrt, muss noch ein wenig geschuftet werden - oder besser gesagt, ziemlich gerackert, je nach Gartengröße und Baumhöhe. Laubrechen nennt sich das und sollte in seiner physischen Dimension nicht unterschätzt werden, weil Leute, die den Sommer nicht mit dem manuellen Wenden von Heu auf steilen Bergmatten verbracht haben - also wir alle -, ermangeln gewöhnlich empfindlich jener Muskelpartien, die beim Rechenschwingen so strapaziert werden.

Es ist also ab einer bestimmten Gartengröße und der zu erwartenden Laubmenge dringend eine Ökonomie der Kräfte angesagt, und zum Glück kann man es sich, schlau angelegt, ziemlich leicht machen.

Überwinterung

Erstens: Übertriebenes Laubklauben ist sowieso aus mehreren Gründen prinzipiell zu vermeiden. In Rabatten, unter Büschen, zwischen Stauden bleiben die alten Blätter auf jeden Fall liegen. Denn: Kein besserer Dünger ist weit und breit in Sicht als das besonders schnell verrottende Laub.

Dazu kommt: In Blättern und Stingeln überwintern viele kleine Viecherln, die im kommenden Frühjahr ganz unentbehrlich sein werden, wenn es um das Blattlausfressen (Marienkäfer) oder Schneckenvernichten (Laufkäfer) geht. Des Weiteren hält die Laubschicht feucht und warm, wessentwegen größere Laubmengen auch über empfindlichere Pflanzen wie zum Beispiel die Artischocken gehäufelt werden sollten.

Sie bemerken schon: Je mehr man davon hat, desto besser! Es sei denn, Sie kultivieren Parks mit Versaillesansprüchen. In diesem Fall verfügen Sie aber sowieso entweder über eine Gärtnertruppe oder über so viel Arbeit, dass Sie keine Zeit haben, Gartenkolumnen zu lesen. Es gibt im Garten nur einen Ort, an dem altes Laub letztlich wirklich kontraproduktiv ist, und das ist der Rasen. Denn der erstickt unter Laub- und Schneeschichten. Merke: Je weniger man davon also hat, desto besser!

Komposterde

Aber bitte. Wenn schon Rasenflächen gepflegt werden müssen, dann kann man die Zeit zwischen der ersten abtrudelnden Blattvorhut und der plötzlich herniederraschelnden Masse getrost bei Tee und Kuchen in abwartend beobachtender Haltung verbringen. Erst wenn alles Blattwerk abgefallen ist, schreite man zur Tat. Das passiert nach wochenlangem Geriesle mit einer überraschenden Plötzlichkeit - und im Idealfall kommt eben jetzt ein heftiger Sturm auf, der alles in irgendwelche Ecken fegt, wo dann laubgeerntet werden kann.

Dieser Idealfall tritt immer irgendwann ein, muss aber vor dem ersten heftigen Regen oder - furchtbar! - Schneefall erfolgen. Es kommt also ganz auf Ihre Nerven und Ihr Abwartevermögen an, inwieweit Sie zum richtigen Zeitpunkt zum Rechen springen, sich von den Mächten der Natur helfen oder selbigen versäumen und sich ärgern lassen.

Wie auch immer: Das Laub kommt auf den Kompost, wo es binnen weniger Monate zur besten Komposterde reift, die der Gärtner mit glasig-beglücktem Blick durch die Finger rieseln lassen kann. Ob Container oder sturmsichere Ecke ist Geschmackssache. Den Rest erledigen Würmer, Bakterien, Pilze und diverses Kleingetier, während die Gärtner Winterschlaf halten. (Ute Woltron/Der Standard/rondo/09/11/2007)