Wien – Klavier? Konzert? Wie soll das funktionieren bei jemandem wie Georg Friedrich Haas, dem es gerade darum geht, was beim Klavier unmöglich ist? Die feinen Modulationen innerhalb des Klanges, die dynamischen Entwicklungen innerhalb eines Tones, die mikrotonalen Abstufungen, die ihn berühmt gemacht haben – all das gibt das Klavier einfach nicht her. Und zwangsläufig bleibt das Soloinstrument in Haas' neuem Klavierkonzert ein Fremdkörper, wenn Thomas Larcher zuerst einzelne Töne anschlägt, die das Orchester aufgreift und deren Pracht zum Erblühen bringt.
Da die harten, tritonuslastigen Intervalle des Klaviers, dort die Farben des Kollektivs, das sich in satten Obertonakkorden ergeht – das ist die etwas schematische Gegenüberstellung in diesem Werk, das erst am Ende zu einer Pointe findet. Als wolle er die Klangwelten des Orchesters nachahmen, vollführt der Solist zarte Akkordbrechungen, was freilich alsbald unvermittelt abgebrochen wird: Das Stück lässt den Hörer etwas ratlos zurück. Was im Ohr bleibt, ist aber seine Sinnlichkeit – gerade im direkten Vergleich mit Luciano Berio, dessen Musik etwas umständlich daherkommt und etwas Patina angesetzt hat.