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Um die Abhängigkeit von Transitländern wie Weißrussland und Ukraine zu verringern, hatte der russische Gasmonopolist Gasprom 2005 die Idee für eine Direktpipeline durch die Ostsee nach Deutschland. Ende 2008 sollte der Bau beginnen. Nun ist er mindestens um ein halbes Jahr auf Juli 2009 verschoben.

Wie der Generaldirektor der im Schweizer Zug registrierten Nord Stream AG, Matthias Warnig, erläuterte, würde man mehr Zeit für ökologische Expertisen und die Beseitigung aller Bedenken seitens der Baltischen Staaten benötigen.

Die Baltischen Staaten, aber auch Polen, und die skandinavischen Länder sind von der neuen Pipeline in Nordeuropa betroffen. Von baltischer Seite wird bis jetzt die Zustimmung zur Verlegung der Röhren auf dem Boden des Baltischen Meeres verweigert. Schweden verlangt eine abgeänderte Routenführung.

Holländer im Boot

Wohl um diesen Widerstand zu brechen, haben die Russen nun auch die Holländer ins Boot geholt. Wurde die Nord Stream AG, deren Aufsichtsrat der deutsche Ex-Kanzler Gerhard Schröder vorsitzt, bisher von drei Gasgesellschaften gehalten, so ist jetzt mit der holländischen N.V. Nederlandse Gasunie eine vierte dabei. Damit hält Gasprom nun 51 Prozent, die beiden deutschen Unternehmen BASF und Eon je 20 Prozent, Gasunie neun Prozent. Experten meinen, dass der Einstieg der Holländer das umstrittene Pipelineprojekt von einem deutsch-russischen zu einem europäisch-russischen aufwertet (neulich hat Tschechien Interesse am Bau eines Seitenstranges angemeldet) und die Reputation Gasproms in Europa verbessert; vor allem aber eröffnet sich Gasprom eine weitere Expansionsmöglichkeit auf dem europäischen Markt. (Eduard Steiner aus Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.11.2007)