Und, noch tiefschürfender: Wieso heißen plötzlich alle Oliver? Ja, wieso eigentlich? In diesem Herbst ergänzt er dies nun um die europäische Schicksalsfrage Will denn in China gar kein Sack Reis mehr umfallen? Kolumnen, Glossen, Aufsätze aus knapp zwei Jahren enthält der gleichnamige Band. Der Neu-Leipziger Droste ist der Mann mit dem Knüppel und dem ätzenden Humor (und der fatalen Neigung zu Knittelversen).

Manchmal, wenn es ums Essen geht, um Kochen und Genuss, nimmt der Pazifist eine verbale Nudelrolle in die Hand, um bramarbasierenden Kreaturen, die die Sprache, also das Denken, also das Leben schänden, zuschanden reiten und mit eitlem Ego verschandeln, aus der Stadt zu jagen. Besondere Lieblingsfeinde sind Günter Grass, Wolf Biermann, Marcel Reich-Ranicki und die Bild-Zeitung. Das ist in diesen Fällen schon nicht mehr Spott. Das ist Teeren mit Druckerschwärze und Federn mit dem Altpapier von letzter Woche, das ist lachend mitten ins schwarze Herz der Gegenwart getroffen. So, wenn er Nicolas Sarkozy zur "Untergruppe der bösartigen Chefzwerge" zählt, "die einen Zukurzgekommenenkomplex entwickelten". Er kann aber auch zärtlich sein.

Und erweist sich dann als großer Liebhaber der Wörter. Da feiert er, der Autor, Sänger und Hörbuchsprecher, hingebungsvoll Meister Heinrich Heine oder Robert Gernhardt. Da flicht er Johnny Cash einen Ehrenkranz und legt einen zweiten Tom Petty zu Füßen. Bedenkenswert auch sein Ratschlag an die israelische Armee, die Kulturstadt Beirut zu verschonen - und statt dessen die Schäferhundhochburg Bayreuth anzugreifen. (akluy, ALBUM/DER STANDARD/Printausgabe, 10./11.11.2007)