Nun ist alles wieder anders: Bundeskanzler Alfred Gusenbauer will nämlich das Nein nicht akzeptieren. Nach dem Parteipräsidium sprach er sich am Montag dafür aus, alle Jobs der Abgeordneten samt Höhe der Bezüge ins Internet zu stellen. Die Diskussion darüber müsse zwar im Nationalratsklub geführt werden. Er gehe aber davon aus, dass zumindest die SPÖ-Mandatare "diesem Gebot" nachkommen werden, meinte der Kanzler. Seine Begründung: "Unsere Abgeordneten haben nichts zu verstecken."
SPÖ-Klubchef Josef Cap reagierte umgehend: Hatte er vor dem Präsidium noch eine solche Offenlegung explizit abgelehnt, schwenkte er nach der Sitzung prompt auf die Gusenbauer-Linie um. Die Partei habe ohnehin vorgehabt, Berufslisten aller roten Abgeordneten ins Internet zu stellen. Nun werde man eben auch die Höhe der Gagen dazustellen, sagte Cap zum Standard. Eine gesetzliche Änderung sei aber nicht nötig. Laut bestehender Regelung müssen die Politiker nur deklarieren, ob sie Nebenjobs haben, die mehr als 1123,30 Euro einbringen – nicht aber die tatsächliche Höhe.
Jarolim: Gehälter aller Österreicher offenlegen
Grundsätzlich hat auch SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim nichts gegen das Transparentmachen seiner Einkünfte, wie er betonte. Voraussetzung sei allerdings, dass dies "alle Bürger machen". Er plädierte für einen "breiten Dialog" über die Offenlegung der Bezüge aller Staatsbürger nach skandinavischem Vorbild. Als ersten Schritt sei die Veröffentlichung der Politikerbezüge durchaus denkbar, meinte er. Selbst wollte Jarolim aber anscheinend nicht den Anfang machen. Dies könnte ihm als Strebertum ausgelegt werden, fürchtet er.
Offene Schweden
Seine Forderung die Einkommen aller Bürger offenzulegen, ist in Schweden seit einem Jahr Realität.
Auf der Internetseite www.ratsit.se sind die Jahreseinkommen und die Schulden aller Schweden aufgelistet. Die Seite sammelt Informationen, die öffentlich oder bei verschiedenen Behörden einsehbar sind. Vorgeblicher Sinn des Dienstes soll eine schnelle und unkomplizierte Kreditprüfung sein.
ÖVP uneinig