Herzzerreißend schön: Die Ducati Hypermotard, natürlich.

foto: sulzbacher

Unlängst war ich wieder bei den Leitner-Brüdern. Bei BLM in Bruck an der Mur. Eigentlich brauchte ich ja nur eine Kaltschale für mein hübsches Köpfchen. (Für welches? Hast du eins in Reserve, das wir noch nicht kennen? mfgux ;-)

Da meine Ohrenhalterung eh von der heftigen Zangengeburt – wer will schon im Winter das Licht der Welt erblicken? – heute noch deformiert ist, soll sie durch meine Motorradausflüge nicht noch weiteres Unbill erfahren, denk ich mir. Aber bevor ich beim Hutständer ankomme, entdecken die glu-bschaugen ein lustiges Spielzeug.

Ich verlege die Helminnenausfüllungsprobe auf später und wende mich einem 1078-Kubikzentimeter-Zweizylinder-in-L-Form-Motor zu, der in einem hübschen Kleidchen namens Hypermotard des italienischen Designerlabels Ducati steckt.

So schnell kann der Leitner Heinz gar nicht nein sagen, wie ich ihm den Schlüssel abnehmen werde. Pony und Kleid sag ich nur. Die Reißerische (= Kleid) lenkt ein bisserl die Herrschaften im Geschäft ab, indem sie statt in der bevorhangten Garderobe gleich mitten im BLM-Geschäft Bikermode zu probieren anfängt.

Ihr lasziv gehauchtes "Ich hab ja nix anzuziehen!" während sie eine Ducati-Jacke auszieht und wie unabsichtlich fallen lässt um in die nächste zu schlüpfen, veranlasst Kundschaft und Mitarbeiter bei den Leitners gleich zum kollektiven Erste-Hilfe-Rundumschlag. Jeder zaht irgendwas daher, das sie bitte anziehen soll. Den Tumult nutzte ich (= Pony) aus. Der Heinz hat keine Zeit, sein Schlüsselbrett zu bewachen, weil er die Reißerische anziehen muss. Ich pack Schlüssel und Hypermotard und rette mich vor die Tür.

Dort packt mich das kalte Grauen. Nicht weil die Reißerische im Geschäft zwischen all den helfenden Händen nimmer zu sehen wäre, sondern weil auf der Hypermotard ein blaues Kennzeichen drauf ist, das die Leitners anscheinend beim letzten Jagdausflug als Zielscheibe verwendet haben.

Wie kann man so etwas einem makellosen, edlen und hochglanzpolierten Designerstück antun? Die Tafel sieht in etwa so mitgenommen aus wie der Heinz als er merkt, dass ich vor der Tür auf der Hypermotard sitze. Sein "Geh bitte, du hättest die Hypermotard auch ohne das Theater fahren dürfen." mag ich nicht ganz glauben. Ist aber wurscht, weil jetzt hab’ ich sie ja.

Lässig ist das Starten bei den neuen Ducs. Da drückst einmal kurz und galant auf das Startknopferl und kannst loslassen. Die Duc bedient den Anlasser dann von allein, bis die Kupplung ihre Ducatisymphonie spielt. Aber wollen wir einmal nicht mit technischen Details vom edlen Styling der Hypermotard ablenken.

Der Prototyp hat ja schon bei seiner Präsentation für ein ganz arges Hallo gesorgt, oder wie auch immer das auf Italienisch heißt. Und jetzt steht sie da vor mir – und alles, von dem genau niemand gedacht hat, dass es in Serie gehen wird, ist verbaut. Die einklappbaren Spiegel sind so lustig, dass ich sie während der Testfahrt öfter angreife als die Kupplung. (Bist du schon wieder nur im ersten Gang gefahren? Da hättest dir ein Moped auch ausborgen können! mfgux ;-)

Unglaublich ist für mich ja, dass man in den Spiegerln wirklich was sieht. Also, wenn sie ausgeklappt sind. Mit eingeklappten Spiegerln schaut das Bike aber noch edler aus. Und bei einem Stadthatzerl empfiehlt es sich, die Teile einzuklappen, weil sonst der Lenker zu breit ist um zwischen den Kolonnen durchzustechen.

Da waraten dann die 95 Pferde und das satte Drehmoment von fast 103 Nm für die Fisch, wenn man sich hinterm Aixam einschleifen müsste, weil man zwischen zwei von den Plastikbombern nicht durchkommt.

>>>Ein bisserl griplos

Dabei macht gerade der Antritt der Hypermotard – hat die eigentlich noch keinen Nickname á la Hymo? Klingt nach einem brutal guten Staubsauger, oder? (Bei dir klingt alles nach Staubsauger. Ist nahe liegend… mfgux) – gepaart mit dem schlanken Schnitt viel Spaß. Die – darf ich jetzt Hymo sagen? – wirkt jedenfalls sehr agil und wendig, obwohl sie einem nie das Gefühl gibt, dass da zu wenig Kraft im Spiel ist. Eine geniale Paarung.

Die Leitner’sche Nummerntafel seh’ ich zum Glück beim Fahren nicht. Die vollverstellbaren Federelemente machen auch einiges der Faszination aus. Und weil die und die knackigen Bremsen richtig stoppiesüchtig machen, niete ich auch ein paar Mal hart an.

Blöderweise war es in Bruck nach dem Regen und ob der kalten Temperaturen ein bisserl griplos. War ein galanter Vorderradlblockierer, den ich statt dem Stoppie hingelegt habe. Aber das war es dann auch schon. Die Hymo – ich darf das! – hab ich nicht hingelegt.

Aber wer edle Stoppies – und geniale Ausbreitungen – sehen will, der ist ohnedies am 16. und 17. 11. in der Wiener Stadthalle besser aufgehoben. Beim XXL-Freestyle MX werden die Burschen sicher wieder ganz böse Stunts zeigen.

Auch wer einmal den Joe Lechner beim Herumkünsteln sehen will, wird dort bestens bedient. Er wird sich gegen den vierfachen Trialstaatsmeister Richie Hitzler und den noch… ähm… größeren und öfteren Trialstaatsmeister Erich Brandauer in den Ring des Rodeo X werfen. Hochkarätige Besetzung, sag ich nur. Der glu ist natürlich auch dabei. Als Zuschauer.(Text: Guido Gluschitsch, Fotos: Martin Sulzbacher, Fotolocation: ÖAMTC Teesdorf, derStandard.at, 15.11.2007)

Guido Gluschitsch ist Redakteur beim Motorradmagazin.