Bis auch die nicht börsenotierten Banken und Finanzdienstleister ihre Bilanzen 2007 veröffentlicht hätten, also bis Mai/Juni 2008, würden Skepsis und Unsicherheit anhalten, ist Treichl überzeugt. Auch in Deutschland hätten Banken "schwer gekauft".
Scharfe Kritik äußerte Treichl Montagabend bei der Preisverleihung an verantwortungslosen, gierigen Managern, die mit dem Geld der Aktionäre Schindluder getrieben hätten: "Die gehören dafür gewatscht". In den USA hätten zwar einige schon ihre Posten verloren, die Konsequenzen seien insgesamt aber noch nicht wirklich gezogen. "Es werden auch in anderen Ländern noch einige gehen müssen."
Bereinigung am Markt
Es werde wohl zu einer Bereinigung am Markt kommen. Insofern sei es eine "gesunde Krise" - sofern sie nicht auf die Realwirtschaft durchschlage. Die Unsicherheit "bleibt uns hundertprozentig noch in den nächsten drei Quartalen erhalten", prognostizierte der Erste-Bank-Chef.
Mit der Krise wird nach Meinung des österreichischen Bankers auch die notwendige Größenordnung von Banken zum Thema werden. In Häusern mit mehreren hunderttausend Leuten quer über den Globus könne das Spitzenmanagement klarerweise nicht mehr alles überblicken. Bei der Erste Bank (52.000 Mitarbeiter) sei "die Anzahl der Personen, denen wir vertrauen überblickbar", somit auch die Delegierbarkeit. Bei Bankriesen wie Citibank oder HSBC wäre das nicht mehr so einfach.
"Vielleicht", so Treichl, "ist das jetzt ein Anlass, wieder zu vernünftigen Größenordnungen zurückzukehren."
Schutzmaßnahmen gegen staatliche Investitionsfonds "rassistisch"
Als "rassistisch" wertet der Banker Versuche, bestimmten Ausländern Beteiligungen an europäischen Firmen verbieten zu wollen. In der deutschen Regierung wird - angesichts immer praller werdender Kassen chinesischer oder russischer Staatsfonds - sogar eine rückwirkende Auflösung solcher Kaufverträge debattiert. Auch Österreichs Regierung plant Schutzmaßnahmen gegen staatlich gelenkte Investitionsfonds.