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Erste-Bank-Chef Andreas Treichl wurde zum diesjährigen "WU-Manager des Jahres" gekürt.

Foto: APA/Pfarrhofer
Wien - Für die US-Banken werden nach der Subprime-Krise mittlerweile Abschreibungen in dreistelliger Milliardenhöhe auf an Hypotheken gekoppelte Wertpapiere befürchtet. Entwarnung gibt es nicht. Auch Erste-Bank-Chef Andreas Treichl meint, dass die Welt auf die Botschaft, das Ärgste sei überstanden, noch warten muss. Treichl wurde am Montag Abend zum diesjährigen "WU-Manager des Jahres".

Bis auch die nicht börsenotierten Banken und Finanzdienstleister ihre Bilanzen 2007 veröffentlicht hätten, also bis Mai/Juni 2008, würden Skepsis und Unsicherheit anhalten, ist Treichl überzeugt. Auch in Deutschland hätten Banken "schwer gekauft".

Scharfe Kritik äußerte Treichl Montagabend bei der Preisverleihung an verantwortungslosen, gierigen Managern, die mit dem Geld der Aktionäre Schindluder getrieben hätten: "Die gehören dafür gewatscht". In den USA hätten zwar einige schon ihre Posten verloren, die Konsequenzen seien insgesamt aber noch nicht wirklich gezogen. "Es werden auch in anderen Ländern noch einige gehen müssen."

Bereinigung am Markt

Es werde wohl zu einer Bereinigung am Markt kommen. Insofern sei es eine "gesunde Krise" - sofern sie nicht auf die Realwirtschaft durchschlage. Die Unsicherheit "bleibt uns hundertprozentig noch in den nächsten drei Quartalen erhalten", prognostizierte der Erste-Bank-Chef.

Mit der Krise wird nach Meinung des österreichischen Bankers auch die notwendige Größenordnung von Banken zum Thema werden. In Häusern mit mehreren hunderttausend Leuten quer über den Globus könne das Spitzenmanagement klarerweise nicht mehr alles überblicken. Bei der Erste Bank (52.000 Mitarbeiter) sei "die Anzahl der Personen, denen wir vertrauen überblickbar", somit auch die Delegierbarkeit. Bei Bankriesen wie Citibank oder HSBC wäre das nicht mehr so einfach.

"Vielleicht", so Treichl, "ist das jetzt ein Anlass, wieder zu vernünftigen Größenordnungen zurückzukehren."

Schutzmaßnahmen gegen staatliche Investitionsfonds "rassistisch"

Als "rassistisch" wertet der Banker Versuche, bestimmten Ausländern Beteiligungen an europäischen Firmen verbieten zu wollen. In der deutschen Regierung wird - angesichts immer praller werdender Kassen chinesischer oder russischer Staatsfonds - sogar eine rückwirkende Auflösung solcher Kaufverträge debattiert. Auch Österreichs Regierung plant Schutzmaßnahmen gegen staatlich gelenkte Investitionsfonds.

"Ich bin gegen jede künstliche oder staatlich verordnete Abwehr von Investoren", erklärte Treichl. Die Abwehr von "bösen staatlichen Investoren" hält er für "sehr problematisch: Wo ziehe ich die Grenze? Damit maßen wir uns an, was weder uns noch Regierungen zusteht." Wollte die Politik das Land vor ausländischen Staatsfonds schützen, dann dürfte sie auch schweizerische oder englische einschlägige Investoren nicht zulassen. Und was sei mit Geld aus Singapur oder dem arabischen Raum? Solche Auswahl zu treffen hieße ein Urteil zu treffen über die Staatsform in einem anderen Land. Der Zug der Zeit sei nicht aufzuhalten. Fakt sei, dass Länder östlich von Österreich auch einen anderen Entwicklungsstand in Sachen Wirtschaftsethik hätten. Werde investiert, wäre es also nicht schlecht, "wenn es uns gelingt, unser eigenes Prinzip der Wirtschaftsethik mehr zum Ausdruck zu bringen als die bei uns", findet der Chef der börsenotierten Erste Bank. (APA)