Für die Herstellung des Mitschnitts hat MBP ziemlich viel bezahlt: 1,5 Millionen Euro. Das gelieferte Produkt bestand aber, wie man erst später bemerkte, aus Material, das die RAI bei einem Konzert in Ravenna aufgezeichnet hatte.
Vertragspartner und "Produzent" der DVD ist eine ominöse ARGE Peace Konzert, das von den Firmen Gerhard Janda OHG und Hey-U Multimedia AG in Wien gegründet wurde. Philharmoniker-Chef Clemens Hellsberg sagt gegenüber dem Standard, dass er weder Janda kennt, noch irgendetwas über eine ARGE Peace Konzert weiß. Hey-U hingegen ist ihm bekannt. Und zwar seit dem Jahr 2000. Damals wickelte der Eventveranstalter das Gedenkkonzert der Philharmoniker im KZMauthausen ab. In der Folge wurde, so Hellsberg, über weitere Projekte, darunter ein Peace-Konzert, geredet. Doch Hey-U-Geschäftsführer Herwig Ursin hätte keine schlüssigen Finanzierungskonzepte vorlegen können. Und so blieb es bei der bloßen Idee.
Hey-U agiert mit allerbesten Kontakten zur Wiener SPÖ-Spitze. Es richtete das Bürgermeisterfest von Michael Häupl wie das Donauinselfest aus. Und es organisiert seit 2004 das (Gratis-)Konzert für Europa, das die Wiener Philharmoniker jedes Jahr im Schönbrunner Schlosspark geben.
In München war mittlerweile, Ende 2003, "aufgrund diverser Unregelmäßigkeiten" Rainer Mockert, der die 1,5 Millionen Euro für das Peace Konzert bewilligt hatte, aus der MBP-Geschäftsführung "entfernt" worden, wie sich deren Rechtsanwalt Christoph Haesner (Schwarz Kelwing Wicke Westpfahl) ausdrückt. Gegen Mockert laufen, so Haesner, bei der Staatsanwaltschaft München "eine Reihe von Verfahren zum Peace Konzert sowie zu anderen Filmprojekten" der MBP, die ebenfalls "rechtswidrige Manipulationen" aufweisen sollen.
Zudem brachte MBP 2005 Klage gegen Hey-U und Janda auf Rückzahlung der 1,5 Millionen ein. Denn die Rechnungen, die vorgelegt wurden, erschienen zweifelhaft: Ursin genehmigte sich 50.000 Euro für ein "Final Shooting Script" – bei einem Konzertfilm! Eine angeblich in Tiflis ansässige, nicht auffindbare Firma soll 170.000 Euro für Equipment bekommen haben. Und ein Cutter habe 72.000 Euro erhalten (obwohl die Schnittarbeiten nur einige Tage dauerten). Das Gericht gab MBP am 14. Juni 2007 aufgrund "manipulierter Cost Reports" Recht: Janda wurde auf Rückzahlung des Gesamtbetrages verurteilt. "Das Urteil ist rechtskräftig."
Das Streitverfahren gegen Hey-U hingegen wurde abgetrennt. Denn Ursin hatte seine Firma plötzlich in AEX unbenannt. Und diese ging in Konkurs. Doch die neue Hey-U-GmbH, gegründet 2006, wirbt im Internet mit ihrer Erfahrung "seit 1990" – und das könnte sich als Boomerang erweisen. Zudem erstattete MBP Strafanzeige gegen Ursin und Janda "wegen des Verdachtes diverser vermögensrechtlicher und Insolvenzdelikte sowie der Steuerhinterziehung".