Die Ehre, ein Ehrenmitglied zu sein, haben überhaupt nur Männer: Zugegeben, ein plakatives Beispiel, aber vielleicht gerade deswegen symptomatisch. Auch die Neuaufnahmen 2007 in den erlauchten Kreis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zeigen ein erstaunliches Bild. 21 Männern stehen nur drei Frauen gegenüber.

Gab es im Jahr 2007 wirklich siebenmal mehr exzellente Forscher als Forscherinnen? Kaum zu glauben. Ein Symposium zum Thema "Gender und Exzellenz - Aktuelle Entwicklungen im Wissenschaftssystem" machte sich also in der Akademie der Wissenschaften auf die Suche nach den Gründen für diese Schieflage, die oberflächlich den Eindruck erweckt, als wäre Exzellenz eine männliche Angelegenheit.

Unter der Schirmherrschaft von Margit Fischer und mit hochkarätigen Referentinnen wie etwa Harvard-Professorin Sheila Jasanoff wurde der Zusammenhang zwischen sozialem Geschlecht und wissenschaftlicher Exzellenz erhellt.

"Das System selbst hat einen Bias. Wissenschaft selbst ist ge-gendert", sagt dazu Nicole Schaffer, Mitautorin der Studie "Gender und Exzellenz" der Joanneum Research Forschungsgemeinschaft, die bei der Tagung präsentiert wurde. Im Zuge der national und europaweit forcierten Exzellenziniativen sei wissenschaftliche Exzellenz vor allem unter dem Aspekt der optimalen Ausschöpfung der zur Verfügung stehenden Humanressourcen zur Outputsteigerung in der Wissenschaft im Mittelpunkt gestanden. Damit sei auch der Gender-Aspekt in die Debatte gekommen, zumal Frauen noch immer deutlich unterrepräsentiert seien.

"Fast keine Best-Practice-Modelle"

Zwar gehöre es auf strategischer Ebene fast schon zum guten Ton, den Gender-Aspekt in der Exzellenzstrategie festzuschreiben, "in der Umsetzung gibt es aber fast keine Best-Practice-Modelle", kritisiert Schaffer. Vielmehr bestehe die "Befürchtung, dass die Exzellenzkriterien, wie sie angewandt werden, zum Nachteil der Frauen funktionieren".

Die Kriterien seien sehr naturwissenschaftlich orientiert, die Bewertung des wissenschaftlichen Outputs sei stark konzentriert auf Publikationen, Preise und Zitierungen in anderen Medien (Grafik). "Man weiß, dass Frauen zwar viel publizieren, aber weniger in den Peer-reviewed Journals, sondern mehr Bücher schreiben oder an Kongressen teilnehmen. Das zählt aber nicht so viel", sagt Schaffer: "Der Bias kommt auf mehreren Ebenen: Vom Geschlecht, der Disziplin und deren spezifischer Kultur über die Herkunft - es gibt ein Nord-Süd- und ein West-Ost-Gefälle - funktionieren die Kategorien immer zum Nachteil der Frauen."

Nicole Schaffer plädiert dafür, "dass jede Institution ihre Exzellenzvorstellungen, Auswahlkriterien und Berufungsmechanismen kritisch reflektiert, ob sie wirklich passen, um die Leute zu erreichen, die man erreichen will". (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD, Printausgabe, 14.11.2007)