N'Djamena/Nairobi - Mehrere tausend Studenten haben am
Mittwoch im Tschad gegen die ehemalige Kolonialmacht Frankreich
demonstriert. Als die Menge auch die Fahrzeuge von Diplomaten und
weißen Ausländern angriff, setzte die Polizei Tränengas ein, wie der
britische Rundfunksender BBC berichtete. Dabei riefen die Studenten
laut dem Bericht "Weiße Kindesentführer". Die Demonstranten
forderten, dass sich sechs Mitarbeiter der in Verruf geratenen
französischen Hilfsorganisation "Arche de Zoé" im Tschad vor Gericht
verantworten müssen und nicht nach Frankreich überstellt werden.
Unter Anklage
Die Franzosen stehen im Tschad unter Anklage wegen
Kindesentführung, nachdem sie im vergangenen Monat versucht hatten,
103 angebliche Darfur-Waisen ohne Genehmigung der tschadischen
Behörden nach Frankreich zu fliegen und dort bei Pflegefamilien
unterzubringen. Untersuchungen des Internationalen Roten Kreuzes und
des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF ergaben allerdings, dass die meisten
der Kinder keine Waisen sind und zudem aus Dörfern im Tschad stammen.
Die Franzosen sollen den Eltern und Dorfältesten versprochen haben,
den Kindern einen Schulbesuch in der nächsten Stadt zu ermöglichen.
In der vergangenen Woche waren ein belgischer Pilot und drei
Mitglieder einer spanischen Flugzeugbesatzung, die zunächst als
Komplizen angeklagt waren, im Tschad aus der Haft entlassen worden.
Zuvor waren anlässlich eines Blitzbesuchs des französischen
Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy bereits drei französische
Journalisten und vier spanische Flugbegleiterinnen auf freien Fuß
gesetzt worden. Frankreich stellt die Hälfte der Soldaten des
geplanten EU-Hilfseinsatzes im Tschad, an welchem sich Österreich mit
rund 160 Soldaten beteiligen soll. (APA/dpa)